«Buurezmorge» zum 1. August
Viele Bauern verzichten

In den letzten zwanzig Jahren sind 200 Landwirte von dem beliebten «Buurezmorge» abgesprungen. Das hat auch mit rüpelhaften Gästen zu tun.
Publiziert: 29.07.2018 um 11:33 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2018 um 10:31 Uhr
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Bei der Bevölkerung sehr beliebt: «Buurezmorge» zum 1. August.
Foto: Anton J. Geisser
Tobias Marti

Das «Buurezmorge» gehört für viele zum 1. August wie die Lampions mit dem Schweizerkreuz: Vielerorts sind die Höfe ausgebucht, Interessierte müssen sich sputen. Für die Bauern und ihren Verband ist es der Werbeanlass des Jahres. 150'000 Gäste verköstigten sie letztes Jahr. Auch manche Bundesräte finden an diesem Tag ihren Weg auf einen Bauernhof.

Bei der Bevölkerung ist die Nachfrage ungebrochen. Vielen Bauern aber scheint die Lust auf den 1.-August-Brunch vergangen zu sein. Machten 1995 noch 550 Betriebe mit, waren es zwanzig Jahre später nur noch 353 – rund 200 Bauernhöfe weniger in zwei Jahrzehnten. Der Rückgang ist ­einer Statistik des Schweizer Bauernverbandes zu entnehmen. In jüngster Zeit hat sich die Teilnehmerzahl wieder bei 360 Betrieben eingependelt.

Zu viel Bürokratie

Doch warum überhaupt dieser deutliche Rückgang? Hinter vorgehaltener Hand stöhnen manche Bauern über den Aufwand. Sie beklagen vor allem die Formular-Flut: Angefangen bei der Bewilligung der Gemeinde bis hin zum Lebensmittelkontrolleur, der jederzeit vorbeikommen könne.

«Es gibt sicher den einen oder anderen, dem der Aufwand zu gross wird», bestätigt Andrea Oldani vom Bauernverband. Der Aufwand sei in der Tat nicht zu unterschätzen.

«Ich liebe die Schweiz für ihre Gesetze»Die Standesorganisa­tion sieht jedoch vor allem ein anderes Hauptmotiv für den Rückgang: In der Schweiz gebe es ganz allgemein immer weniger Bauernhöfe. «In 25 Jahren hat sich – plus minus – die Anzahl der Bauernhöfe halbiert», sagt Oldani.

Gäste plündern Buffets

Derweil berichten nicht wenige Landwirte von einer weiteren Veränderung der letzten 25 Jahre: Manche Gäste wüssten sich einfach nicht mehr zu benehmen. Ganze Buffets würden geplündert, Brote und Kuchen eingepackt, Hundehalter liessen ihre Vierbeiner ihr Geschäft mitten auf den Äckern verrichten.

Dabei müsse es sich um Einzelfälle handeln, relativiert Oldani vom Verband. «Wir hören und sehen aber auch, dass sich das Publikum verändert hat.»

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