In den Spitälern liegen derzeit grösstenteils Covid-19-Patienten mit Migrationshintergrund. Viele von ihnen sind schlecht qualifiziert, schlecht informiert und eben aus ihren Sommerferien im Heimatland zurückgekehrt. Das berichtet die «NZZ am Sonntag» unter Berufung auf medizinische und politische Kreise. Lukas Engelberger (46), Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren, bestätigt: «Aufgrund dessen, was ich aus den Spitälern höre, ist das ein Problem.»
Aus Angst vor politischem Missbrauch oder falscher Korrektheit werde ungern über das Problem geredet. Klartext sprach kürzlich Hans Pargger, Leiter der Intensivstation am Universitätsspital Basel, im «Tages-Anzeiger». Mehrere Patienten hätten sich im Ausland angesteckt: «Wir haben einen hohen Anteil an Patienten mit Migrationshintergrund. Manche wollten sich nicht impfen lassen. Andere haben nicht gemerkt, dass sie sich hätten impfen lassen sollen.»
Kommunikation war nicht erfolgreich genug
Demnach sind es nicht lauter Impfgegner, die jetzt schwer an Corona erkranken. Klare Worte wählte diesbezüglich auch der Thurgauer Gesundheitsdirektor Urs Martin (42, SVP). Auf einen Vorstoss im Kantonsparlament erklärte er: Die Mehrheit der Covid-Erkrankten im Spital habe Bezug zu Balkanländern. Man habe es gegenüber diesen Personen offenbar nicht geschafft, betreffend Impfung «erfolgreich zu kommunizieren».
Demnach hat die Impfkampagne des Bundes diese Bevölkerungsgruppen bislang kaum erreicht. Nun verstärken Kantone ihre Bemühungen, Migranten auch per Whatsapp, mit Flyern sowie über Vereine, Integrationsstellen und Botschaften zu erreichen. Engelberger will dem Bund daher eine unpopuläre Massnahme vorschlagen: «Wir müssen uns ernsthaft überlegen, die Einreisequarantäne wieder einzuführen.»
Sprachbarrieren sind ein Grund. Marius Brülhart, Wirtschaftsexperte in der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes, will auch die Wirtschaft in die Pflicht nehmen. «Ein beträchtlicher Teil der Ungeimpften scheint eher bildungsfernen Arbeitermilieus zu entstammen», so Brülhart. Das rechne sich auch für die betroffenen Firmen und Betriebe. (kes)