Wenn das Wetter im Herbst schön ist, zieht es viele Wanderlustige in die Berge. Laut Statistiken enden aber immer mehr Wanderungen tödlich. Drei Schweizer Regionen scheinen besonders gefährlich zu sein – das zeigt eine Analyse des «Tagesanzeiger».
Die Rega hatte im Juli so viele Flugeinsätze wie noch nie zuvor. Allein 2021 gab es 67 Todesfälle beim Wandern – ein tragischer Rekord. Und: Dieses Jahr könnte es noch mehr Tote geben. «Wird es ein ausgesprochen schöner langer Herbst, kann es gut sein, dass wir einen Rekord an tödlichen Unfällen verzeichnen werden», sagt Bruno Hasler vom Alpen-Club SAC zum «Tagesanzeiger».
Je besser das Wetter, desto mehr Menschen gehen wandern. So kommt es auch zu mehr Unfällen. 2015 konnte man dank milder Temperaturen auch im Dezember noch wandern. Deshalb gab es damals 64 Todesopfer. Dass die Zahl im vergangenen Jahr noch einmal gestiegen ist, liege auch daran, dass immer mehr Menschen den Wandersport für sich entdecken.
Wandernde nehmen Gefahren nicht ernst
Laut einer Umfrage der «Sport Schweiz 2020» gehen mehr als die Hälfte aller Schweizer wandern. Das Problem: Alpine Gefahren werden zu wenig ernst genommen. Da immer mehr Menschen ohne Erfahrung und ohne Ausrüstung die Alpen erkunden, komme es auch vermehrt zu tödlichen Unfällen, sagen Bergführer und Hüttenbesitzer.
Eine Analyse von Tamedia zeigt nun, dass an drei Orten in der Schweiz besonders viele Wanderungen tödlich enden. Im Alpstein starben in den letzten zehn Jahren 33 Wanderer auf einer Gebirgsfläche von 140 Quadratkilometern. 950'000 kommen Besucher im Jahr, sie wollen das Restaurant Aescher sehen, das unter der Ebenalp an der Felswand klebt. Bei diesem beliebten Instagram-Fotomotiv, gab es allein in diesem Sommer fünf Todesfälle.
Pilatus- und Mythen-Region sind am gefährlichsten
Auf dem Pilatus kommt es auch vermehrt zu Todesfällen. Seit 2012 kamen elf Menschen auf der Fläche von 20 Quadratkilometern um ihr Leben, pro Jahr gibt es 650'000 Besucher.
Am meisten Menschen sterben in der Region vom grossen und kleinen Mythen. Hier gab es in den letzten Jahren 16 Todesfälle auf einer vergleichsweise kleinen Fläche von 10 Quadratkilometern.
Die Daten des SAC zeigen: Obwohl laut Befragungen mehr Frauen wandern, sterben mehr Männer dabei. Die meisten, die tödlich in den Bergen verunfallen, sind ausserdem über 60 Jahre alt. Viele Wanderer, die tödlich verunfallen, sind allein unterwegs. (jwg)