So riskant ist der Sturz aus dem Schleudersitz
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«Kaum zu überleben»:So riskant ist der Sturz aus dem Schleudersitz

«Beschleunigung ist kaum zu überleben»
So riskant ist der Sturz aus dem Schleudersitz

Ein Tiger-Kampfjet der Schweizer Armee ist am Mittwoch auf der Melchsee-Frutt im Kanton Obwalden abgestürzt. Ein Kampfpilot der Schweizer Armee erklärt, wie die Rettung durch den Schleudersitz funktioniert.
Publiziert: 28.05.2021 um 19:23 Uhr
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Pierre de Goumoëns ist Kampfpilot bei der Schweizer Armee in Payerne VD.
Foto: zVg

Am Mittwoch stürzte ein Kampfjet der Schweizer Armee aus bislang unerklärlichen Gründen ab. Der Pilot überlebte unverletzt – dank dem eingebauten Schleudersitz. Trotz seines guten gesundheitlichen Zustands wurde der Pilot von der Rega zur Überprüfung ins Spital gebracht, sagt Armeesprecher Stefan Hofer gegenüber Blick. Denn: «So ein Schleudersitz wirkt enorme Kräfte auf den menschlichen Körper aus», erklärt er.

Blick fragt beim erfahrenen Kampfjet-Pilot Pierre de Goumoëns nach. Er ist ebenfalls in Payerne VD stationiert. «Ich habe zwischen 3000 und 4000 Stunden im Kampfjet der Schweizer Armee verbracht. Es ist das beste Gefühl, mit meinem Flieger unterwegs zu sein», sagt er mit leuchtenden Augen. Selbst habe er den Schleudersitz aus der Not heraus noch nie betätigen müssen. «Zum Glück», wie er anmerkt.

Gewaltige Kräfte wirken

De Goumoëns versucht, die enormen Wirkungskräfte zu veranschaulichen: «Würde man den Schleudersitz bei einem auf dem Boden stehenden Flugzeug auslösen, würde der Pilot bis zu 100 Meter hoch in die Luft geschleudert werden.» Die Kräfte seien gewaltig: «Für ein bis zwei Sekunden beträgt die Beschleunigung 13 g, was kaum zu überleben ist.» Das sei aber notwendig, denn der Fallschirm muss sich in einer Notlage entfalten können, bevor der Pilot den Boden erreicht. Zum Vergleich: Die Flugmanöver eines normalen Passagierflugzeuges sind so ausgelegt, dass die Belastung der Fluggäste 1,5 g nicht übersteigt.

Wirklich in der Praxis üben könne man den Sturz aus einem Schleudersitz nicht, erklärt de Goumoëns. Jedoch kennen die Piloten den Ablauf vor und nach dem Sturz in- und auswendig: Zuerst müsse man den Sturz durch kräftiges Ziehen an einem Griff auslösen. Nachdem man dann aus dem Flugzeug katapultiert wurde, gilt es innert Sekunden zu handeln: «Man muss checken, ob der Fallschirm ausgelöst wurde. Dann die Sauerstoffmaske entfernen, die Schwimmweste aktivieren und aufblasen, den Notsender aktivieren und die Landefallposition einnehmen», so der Kampfpilot. Letzteres sei sehr wichtig, damit man sich bei der Landung nicht verletze.

Trotz der guten Vorbereitung komme es immer wieder zu Verletzungen wie zum Beispiel Arm- und Beinbrüchen. Meist werde der Schleudersturz nämlich schon zu nah am Boden, in allerletzter Sekunde eingesetzt, merkt de Goumoëns an: «Es ist der letzte Entscheid, den wir treffen, um unser Leben zu retten. Wir haben dann keine Wahl mehr.» Das sei der Fall, wenn das Flugzeug unkontrollierbar sei oder unmittelbar vor dem Absturz steht.

«Wir sind verliebt in unsere Flieger»

Grundsätzlich werde nämlich auch versucht, die Maschine zu retten. Der Grund dafür: «Wir sind so verliebt in unsere Flieger – deswegen versucht ein Pilot immer bis zum letzten Moment, seinen Flieger mit heim zu bringen.»

Die Ursache des Absturzes vom Mittwoch wird zurzeit untersucht. Kampfpilot de Goumoëns betont, dass es bei fast jedem Flugunfall – zivil und militärisch – Untersuchungen gebe. Zum einen würden dabei Aspekte der Sicherheit untersucht: «Es wird geschaut, ob es im Flieger selbst Probleme gab.» Zum anderen untersuche die Militärjustiz, ob es Fehlhandlungen gegeben habe. (aua)

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