Auf einen Blick
- Quereinsteiger sind in der Schweiz im Aufwind
- Pandemie, Digitalisierung und Fachkräftemangel treiben den Trend an
- Eine Studie zeigt, dass ein Drittel der HR-Manager Quereinsteiger bevorzugt
Quereinsteigerinnen und -einsteiger gibt es überall. Oft wissen wir nicht mal, dass sie es sind. Schauspieler Hugh Jackman (56) aus «Wolverine» und «X-Men» unterrichtete früher als Sportlehrer Kinder, studierte dann Kommunikationswissenschaften und landete zufällig beim Film. Emil Steinberger (91) fing als Pöstler an, machte dann eine Grafikerausbildung und gehört heute zu den bekanntesten Kabarettisten der Schweiz.
Will man sich neu orientieren, kommt man schnell einmal zu Menschen wie Stefan Hernandez. Er ist VR-Präsident des Karriereberatungsunternehmens Grass & Partner, hat schon Hunderte Umsteiger beraten und sagt: «Wir spüren eine Zunahme von Quereinsteigern in der Schweiz.»
Auch die Pandemie ist ein Treiber
Im umliegenden Ausland kennt man das Phänomen laut Hernandez schon lange. Dort sind die Sozialwerke meist weniger gut ausgebaut, bei Ehepaaren müssen beide arbeiten. Wenn einer von beiden den Job verliert, muss er rasch einen neuen finden. Oft auch in einer anderen Branche. In der Schweiz treiben Automatisierung, Digitalisierung und der Fachkräftemangel den Trend nun an. Auch die Pandemie hat einige zum Berufswechsel angeregt.
Mehr zum Arbeitsmarkt
Zahlen zu den Quereinsteigenden fehlen. Fest steht: Die Nachfrage nach ihnen steigt. Das zeigt eine 2022 vom Beratungsunternehmen von Rundstedt veröffentlichte Studie. Von 985 HR-Managern gaben ein Drittel an, den Quereinsteigenden wegen des Fachkräftemangels nun häufiger eine Chance zu geben. Das bestätigt ein Blick auf die Quereinsteigerangebote – vor allem in Branchen mit grossem Fachkräftemangel: in der Pflege, der IT, an Schulen oder im öffentlichen Verkehr.
An den Schulen für Wirtschaft Informatik Immobilien (WISS) gibt es verkürzte Lehrgänge (EFZ) für angehende Applikationsentwickler oder Plattformentwickler. Pädagogische Hochschulen wie jene in Bern, Zürich und der Nordwestschweiz locken mit Studiengängen, die Teilzeitjobs bereits nach einem Jahr Basisausbildung bieten. Beim Careum Bildungszentrum in Zürich kann man sich berufsbegleitend zur diplomierten Pflegefachperson HF ausbilden lassen. Und die SBB bieten eine bezahlte 14- bis 16-monatige Zweitausbildung als Lokführer an.
Offen bleibt, wie die HR-Manager ihre Absichten auch tatsächlich umsetzen. Gerade hat eine erneute von-Rundstedt-Studie gezeigt, dass viele noch immer gerne auf Leute zugreifen, die perfekt auf ein Jobprofil passen.
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