Tausende Corona-Skeptiker und Zertifikats-Gegner demonstrieren in Bern
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Friedlicher Umzug:Tausende demonstrieren in Bern

Wie viele Teilnehmer waren tatsächlich an der Corona-Demo in Bern?
Berner Forscher zählte nach und war überrascht

Die Demo vom vergangenen Samstag war für die Corona-Skeptiker ein Grosserfolg. Doch in der Euphorie wurde die kommunizierte Teilnehmerzahl wohl deutlich zu hoch angesetzt.
Publiziert: 28.10.2021 um 10:46 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2021 um 13:22 Uhr
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Es waren unbestritten viele, die am Samstag an der Corona-Demo in Bern teilgenommen haben.
Foto: Thomas Meier

Es war definitiv die grösste Teilnehmerzahl, die die Corona-Skeptiker und Zertifikatsgegner am vergangenen Samstag in Bern mobilisieren konnten. Schon beim Start der bewilligten Demo am Berner Münsterplatz mussten viele Angereiste in Nebengassen ausharren, weil es kein Durchkommen mehr gab. Bei den Kundgebungen zum Schluss auf dem Bundesplatz sah es nicht gross anders aus.

Für die «Freie Linke Schweiz» und das «Aktionsbündnis Urkantone» war der Protestmarsch durch die Hauptstadt somit ein grosser Erfolg. Letztere reden auf ihrer Homepage von einem «deutlichen Zeichen gegen die gefährlichen Covid-Verschärfungen».

Die effektive Zahl der Demonstranten ist in den letzten Tagen zu einem regelrechten Streitpunkt geworden. Es sei eine der grössten Kundgebungen, die Bern in den letzten Jahren gesehen habe, so die Organisatoren. 50'000 Teilnehmer wollen sie am Anlass in Bern gezählt haben. Der Lokalsender «Tele Bärn» hingegen sprach nach der Berichterstattung von «über 10'000 Teilnehmern».

Untersuchung geht von maximal 38'000 Menschen aus

Der Berner Sprachwissenschaftler und Archäologe Michael Mäder von der Universität Bern hat sich die Mühe gemacht und genau hingeschaut. Mittels unterschiedlicher Methoden wollte er eine möglichst genaue Teilnehmerzahl berechnen. Dazu untersuchte Mäder Videoaufnahmen von der Demo und wertete die Bewegungsflüsse der Personen mittels eines speziellen Zählprogramms aus. Und kam zu einem überraschenden Ergebnis.

Gegenüber dem «Bund» hat Mäder sein Resultat der Untersuchung vorgestellt. Der Wissenschaftler geht von einer Maximalzahl von 38'000 Teilnehmern aus, die am Samstag in Bern waren. Mäder gibt aber zu bedenken, dass die Minimalzahl von 27’500 Demonstranten wohl näher an der Realität sein dürfte.

«Meine persönliche Einstellung hat keinen Einfluss»

Warum aber nahm Mäder überhaupt die Arbeit auf sich und untersuchte die zahlreichen Aufnahmen des Protestmarschs so genau? Gegenüber der Zeitung sagt dieser: «Unbeteiligte waren völlig im Unklaren über die Verhältnisse vor Ort. So wollte ich meinen Teil zur Annäherung an die Wahrheit leisten.»

Sich selbst zählt Mäder beim Covid-Gesetz eher zum Nein-Lager. Er sei bei den Zertifikatsgegnern aber nicht politisch aktiv. «Meine persönliche Einstellung hat jedoch keinen Einfluss auf die Studie», betont der Wissenschaftler mit Blick auf die Teilnehmer-Auszählung. (cat)

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