Am Donnerstagabend fand in Bern erneut eine unbewilligte Corona-Demonstration statt. Auf Videos waren Hunderte Menschen zu sehen, die beim Bahnhof Fahnen schwenkten, Pyros anzündeten, sangen und Bier tranken. Laut Berichten waren Hunderte Protestierende vor Ort. Auch die Berner Kantonspolizei war mit Polizeikräften anwesend.
Kurz nach 20 Uhr hat die Polizei «eine grössere Personengruppe» umstellt gehabt. Die Protestierenden seien aufgefordert worden, den Platz zu verlassen. Zahlreiche Schaulustige verfolgten die Szenerie. Doch die Skeptiker wollten sich offenbar nicht nicht wegbewegen.
Einigen gelang laut Augenzeugen es, die Blockade zu durchbrechen. Auf Videos war zu sehen, dass es teilweise zu Handgreiflichkeiten kam. Gegen 22 Uhr begann die Polizei, einzelne Demonstranten abzuführen.
Der Einsatz dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Zwischenzeitlich wurden Reizgas und auch Gummischrot eingesetzt. «Bei der Anhaltung eines Mannes mit Lautsprecherwagen, der die Stimmung einer zweiten Gruppe anheizte, kam es zu Angriffen und danach zu Mitteleinsatz», hiess es bereits am späteren Abend.
Mehr als 500 Wegweisungen
Wie die Kantonspolizei am Freitagmorgen mitteilt, wurden im Rahmen der Demo 510 Wegweisungen ausgesprochen. 534 Personen seien kontrolliert worden, rund zwei Dutzend müssen mit einer Anzeige rechnen.
Die Ermittlungen dauerten noch immer an, schreibt die Kantonspolizei in den sozialen Medien.
Seit Anfang September gab es in Bern zwölf Demonstrationen und Aktionen vom Massnahmen-Gegnern, die vor allem gegen die Zertifikatspflicht protestieren und die Rückkehr zur Normalität fordern. Mit einer Ausnahme waren die Kundgebungen alle unbewilligt. Die Polizei setzte wiederholt Gummigeschosse, Reizgas und Wasserwerfer ein.
Sicherheitsdirektor Reto Nause bedroht
Als vergangene Woche eine Corona-Demonstration in Bern stattfand, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Skeptikern. Vier Demonstrierende wurden damals angezeigt, rund 80 Personen weggewiesen. Zudem wurde die Berner Polizei aufgrund einer eher gewalttätigen Festnahme von einem Demonstranten angezeigt.
Vor der Demonstration diesen Donnerstag machte Blick publik, dass der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause von einem Aargauer Corona-Skeptiker bedroht wurde. Gegen Dominik R.* (39) wurde deshalb eine vorübergehende Wegweisung aus der Stadt Bern verfügt. (vof/euc)
*Name geändert
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