Stockbesoffen im Wallis
Moderna-Arbeiter zwingt Zug zu Notbremse – und steigt ein

Nach einer Feier unter Arbeitskollegen in Turtmann VS wollte ein US-Amerikaner zurück nach Visp. Doch er hatte reichlich Alkohol intus – und verfehlte den Bahnhof. Deshalb machte sich der Moderna-Mitarbeiter auf den Gleisen auf den Weg.
Publiziert: 13.04.2021 um 10:15 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2021 um 08:10 Uhr
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Moderna produziert in den Lonza-Werken in Visp VS Corona-Impfstoff.
Foto: Keystone

Der Lokführer eines Schnellzugs von Leuk VS nach Visp musste in einer Nacht im Dezember 2020 bei Tempo 120 eine Notbremsung hinlegen. Der Grund: Ein Mann torkelte über die Gleise.

Der Lokführer glaubte schon, der Fussgänger sei tot. Er informierte die Bahnleitzentrale in Spiez BE über den Personenunfall. Doch der Gleis-Wanderer war quicklebendig, wie aus einem Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Oberwallis hervorgeht, der dem «Walliser Boten» vorliegt.

Er nahm in der 2. Klasse Platz

Der Lokführer bemerkte demnach plötzlich, dass – während SBB-Mitarbeiter die Gleise absuchten – eine Person wenige Wagen hinter der Lokomotive den Türöffner betätigte, um in den Zug zu gelangen. Wie sich herausstellte, handelt es sich dabei um den Gleis-Wanderer. Der Mann war stockbesoffen, aber unverletzt. Er nahm in der 2. Klasse Platz.

Später wurde der Mann von der Polizei angehalten und vom Schaden- und Strafrechtszentrum der SBB angezeigt. Bei dem Betrunkenen handelte es sich um einen Mitarbeiter des US-Biotech-Unternehmens Moderna. Dieses stellt in den Lonza-Werken in Visp Corona-Impfstoff her.

Busse, Verfahrenskosten und bedingte Geldstrafe

Jetzt wurde der Mann in den Mittdreissigern von der Staatsanwaltschaft Oberwallis der fahrlässigen Störung des Eisenbahnverkehrs schuldig gesprochen. Er wurde mit einer auf zwei Jahre bedingten Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu je 140 Franken belegt. Zudem muss er eine Busse von 1050 Franken und die Verfahrenskosten von 600 Franken zahlen. Der US-Amerikaner akzeptiert den Strafbefehl. Das Urteil ist somit rechtskräftig.

Doch wie kam es zu diesem Zwischenfall, der für den Moderna-Mitarbeiter um ein Haar ein böses Ende genommen hätte? An jenem Dezemberabend hatte sich der Mann mit dem Zug nach Turtmann in ein Restaurant zu einer Feier mit Arbeitskollegen begeben. Dort floss reichlich Alkohol.

Gegen Mitternacht verliess der Mann das Restaurant und wollte zu Fuss zum Bahnhof Turtmann. Nach einer Viertelstunde erreichte er die Bahngleise. Doch den Bahnhof konnte er nicht finden. Also machte sich der Moderna-Mitarbeiter kurzerhand zu Fuss auf den Gleisen Richtung Visp auf – und verursachte wenig später die Notbremsung des Schnellzugs. (noo)

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