Nach Eklat in der Brasserie Lorraine
Reggae-Band Lauwarm darf jetzt doch noch auftreten

Die Reggae-Band Lauwarm musste kürzlich ihren Auftritt in der Brasserie Lorraine abbrechen. Der Grund: Sie hätten «kulturelle Aneignung» betrieben. Nun kommt sie allerdings doch noch zu ihrem Auftritt.
Publiziert: 28.07.2022 um 17:06 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2022 um 17:07 Uhr
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Die Reggae-Band Lauwarm musste kürzlich einen ihrer Auftritte abbrechen.
Foto: Instagram/lauwarm_music

Der Abbruch des Konzerts der Reggae-Band Lauwarm vom 18. Juli in der Brasserie Lorraine in Bern sorgt für hitzige Diskussionen. Die einen verstehen die Welt nicht mehr und üben scharfe Kritik an der Beiz, andere, wenige wiederum finden die Massnahme gerechtfertigt.

Fünf weisse Männer, mit Dreadlocks und in afrikanischen Kleidern, das hat einige der Gäste vor den Kopf gestossen. Sie sahen darin eine «kulturelle Aneignung» und beschwerten sich. Die Brasserie Lorraine gab nach und entschied sich für die Knallhart-Massnahme: Das Konzert wurde abgebrochen.

Der Fall warf hohe Wellen. Nach der ersten Erklärung der Beiz am Montag hagelte es Kritik und schlechte Bewertungen auf Google. Viele Leute haben kein Verständnis für die Entscheidung der Brasserie Lorraine.

«Wir freuen uns auf den Auftritt»

Ganz mit der Musik aufhören, muss die Band aber nicht. Das nächste Konzert steht schon fest. Und zwar im «Verein am See» am Berner Egelsee. Am 5. August kann Lauwarm hier trotz Dreadlocks und afrikanischen Kleidern auftreten.

«Der Verein am See hat die in der Brasserie Lorraine entflammte Debatte rund um kulturelle Aneignung mitverfolgt und ist sich der Ernsthaftigkeit und Kontroversität des Themas bewusst», teilt der Verein mit.

Man bekenne sich zu kultureller und grenzüberschreitender Vielfalt und sei überzeugt, dass internationales Kulturschaffen und eine tolerante Gesellschaft auch zu mehr Frieden in der Welt beitragen würden. «In diesem Sinne freuen wir uns auf den Auftritt von Lauwarm am Egelsee.»

«Wir könnten es auch Überforderung nennen»

Nach dem Gegenwind postet die Brasserie Lorraine am Dienstagabend ein weiteres Statement auf Facebook und krebst zurück. Man sei «überrascht», dass der Montag-Post zum Konzertabbruch für solche Furore gesorgt habe. «Wir behaupten nicht, dass wir mit dem Abbruch des Konzertes das Richtige getan haben. Es jedoch einfach weiterlaufen zu lassen, hat sich auch falsch angefühlt. Wir könnten es auch Überforderung nennen.»

Die Veranstalter seien nicht der Ansicht, dass «Mitglieder der Band oder ‹weisse› Menschen automatisch Rassisten sind». Es gebe einen Unterschied zwischen bewusst ein Rassist zu sein und unbewusst rassistische Strukturen zu reproduzieren, erklärt die Beiz. Es gehe ihr um «Zwischentöne».

Die Brasserie betont, eine Diskussion zu diesem Thema führen zu wollen. Und zwar am 19. August. Es sollen unter anderem «problematische Aspekte kultureller Aneignung in einer postkolonialen Gesellschaft» und das Schweizerische Asylwesen diskutiert werden. Auch soll angeschaut werden, in welchen Punkten diese Bewegung zu weit gehe und warum sich hellhäutige Personen «dermassen angegriffen» fühlen. (ced)

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