Eine Kamera in der Zahnbürste im Bad, eine Kamera in der Steckdose im Schlafzimmer und immer wieder Massageangebote. Ein Arzt und Hochschullehrer hat im Kanton Bern über Jahre hinweg mindestens elf Frauen ausspioniert und sexuell belästigt.
Seine Masche: Er liess die Frauen kostenlos bei sich im Haus im Berner Seeland wohnen. Und auch sonst wirkte er nett, war für viele der Frauen ein Vorbild. Das Vertrauen nutzte er schamlos aus, wie die «NZZ» berichtet.
Wann er damit begann, wissen die Behörden nicht. Laut eigener Aussage fing der Professor 2016 damit an. Klar ist: Die versteckten Kameras hatte er sich schon im Oktober 2015 im Internet bestellt.
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Polizei kam ihm per Zufall auf die Schliche
Den Duschvorhang im Bad präparierte er so, dass er sich nicht ganz schliessen lässt. So konnte die Zahnbürstenkamera die Frauen beim Duschen filmen. Es blieb aber nicht nur beim Ausspionieren. Immer wieder versuchte er, mit den jungen Frauen auch auf Tuchfühlung zu gehen. Er bot ihnen regelmässig an, sie zu massieren. Hierfür passte er sie oftmals ab, wenn sie gerade aus dem Bad kamen. Einmal bot er einer Frau sogar Geld an, damit er sie umarmt. 150 Euro für 15 Minuten.
Das Treiben des Mannes flog zufällig auf. Die Polizei ermittelte gegen einer seiner Söhne und durchsuchte deswegen auch das Haus des Professors. Die Beamten beschlagnahmten dabei den Laptop des Hochschullehrers und fanden dort in einem Ordner mit dem Namen «Geheim» mehrere Aufnahmen von verschiedenen Frauen.
Er filmte nur Frauen, die keine Miete zahlten
Das heimliche Filmen und die sexuellen Belästigungen erklärte der Professor damit, dass er und seine Frau keinen Sex mehr hätten. Er habe «Sehnsucht» gehabt. Und: Er habe ja nur die Frauen gefilmt, die kostenlos bei ihm wohnen durften. Inzwischen sei das mit seiner Frau wieder besser und er mache so was nicht mehr, beteuerte er.
Am Ende wurde der Mann im Juni 2022 per Strafbefehl wegen mehrfacher Verletzung des Geheim- oder Privatbereichs durch Aufnahmegeräte verurteilt. Die Strafe: 4400 Franken. Hinzu kommen einige Wiedergutmachungszahlungen an die Opfer – nicht mehr als 2000 Franken.
Opfer sind wütend
Er wurde also nicht wegen eines Sexualdelikts verurteilt. Und genau das können seine Opfer nicht verstehen. «Dieser Mann hat mindestens zehn Frauen über mehrere Jahre hinweg nackt gefilmt – und es interessiert einfach keinen», sagt eine der Frauen zur «NZZ». Das Urteil sei ein Witz.
Das Problem: Laut Gesetz ist es irrelevant, ob sie nackt gefilmt wurden. Verurteilt wurde er nur für das geheime Ausspionieren. Selbst die Opferhilfe lehnte einen Antrag der Frauen ab, schliesslich seien sie ja nicht körperlich oder psychisch verletzt worden.
Trotz des Urteils ist der Professor weiter an Universitäten in der Schweiz und Deutschland tätig. (jmh)
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