Kinder müssen zuhause bleiben
12 Masern-Fälle an Steiner-Schule in Biel

Mehrere Kinder an einer Rudolf-Steiner-Schule in Biel sind an Masern erkrankt. Das ist kein Zufall. Nun hat der Kanton reagiert.
Publiziert: 19.02.2019 um 10:51 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2019 um 11:01 Uhr
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Eine an Masern erkranktes Mädchen (Symbolbild).
Foto: Keystone

Die Masern sind kein Phänomen ferner Länder wie der Philippinen, wo die Krankheit in den letzten Wochen über 100 Tote gefordert hat – fast die Hälfte davon Kinder: Auch in der Schweiz ist die Krankheit noch nicht ausgerottet. In Biel sind mittlerweile 12 Kinder an Masern erkrankt, wie «CH Media» berichtet. 

Alle gingen an die Rudolf-Steiner-Schule in Biel. Nun hat die kantonale Gesundheitsbehörde reagiert: Zu Beginn hat sie die nicht geimpften Kinder aus der betroffenen Klasse sowie deren Geschwister angewiesen, drei Wochen lang zu Hause zu bleiben. Unterdessen wurde die Weisung auf sämtliche Klassen im Schulhaus ausgeweitet, wie die Zeitung berichtet.

So schnell steckt man sich mit Masern an
Masern sind eine hochansteckende Krankheit. Die Viren übertragen sich vor allem über Tröpfchen beim Husten, Niesen oder Sprechen. Oder durch Kontakt mit infizierten Gegenständen wie Geschirr oder Besteck. In der Regel heilen Masern problemlos aus. Doch es kann auch Komplikationen geben wie Mittelohr- und Lungenentzündung.

Gefürchtet ist die Hirnentzündung (Enzephalitis). Sie tritt in einem von 1000 Masern-Fällen auf. Ein Drittel der Erkrankten riskiert bleibende geistige Schäden. Im Extremfall kann Masern-Enzephalitis zum Tod führen.
Masern sind eine hochansteckende Krankheit. Die Viren übertragen sich vor allem über Tröpfchen beim Husten, Niesen oder Sprechen. Oder durch Kontakt mit infizierten Gegenständen wie Geschirr oder Besteck. In der Regel heilen Masern problemlos aus. Doch es kann auch Komplikationen geben wie Mittelohr- und Lungenentzündung.

Gefürchtet ist die Hirnentzündung (Enzephalitis). Sie tritt in einem von 1000 Masern-Fällen auf. Ein Drittel der Erkrankten riskiert bleibende geistige Schäden. Im Extremfall kann Masern-Enzephalitis zum Tod führen.

Anthroposophen stehen Impfung kritisch gegenüber

Die Krankheit kann bei Kindern bleibende Schäden hinterlassen, wenn es zu Komplikationen kommt. Mit der Schulsperre sollen nun ungeimpfte Säuglinge, Schwangere oder Personen mit Immunschwäche geschützt werden. Im Umfeld der Steiner-Schule entschieden sich laut «CH Media» nun viele Eltern kurzfristig, die Impfung für ihre Kinder nachzuholen.

Die Durchimpfungsrate scheine an der Schule geringer zu sein, wie das Kantonsarztamt sagt, deshalb komme es zu mehr Ansteckungen. Kein Wunder: Unter Anthroposophen herrscht die Meinung, dass eine Masern-Erkrankung förderlich für die Entwicklung der Kinder sei.

Impfgegner berufen sich auf gefälschte Studie

Im Merkblatt der Gesellschaft anthroposophischer Ärzte in Deutschland heisst es zum Beispiel: «Aufmerksame Eltern erleben gerade bei den Masern oft eine tiefgreifende Reifung ihres Kindes. Durch das Fieber überwindet das Kind nicht nur die Maserninfektion, sondern individualisiert dabei seinen Organismus.» Wissenschaftlich untermauert ist diese Weltanschauung nicht.

Eine Bieler Mutter, deren beiden Söhne nun an Masern erkrankt sind, sagt zur Zeitung: «Ich bin überzeugt, dass die Nebenwirkungen einer Impfung schlimmer sein können als die Krankheit selber», sagt sie. Weit verbreitet ist unter Impfgegnern die Annahme, dass Impfungen Autismus auslöse. Oft wird dazu eine Studie zitiert – deren Daten von den Urhebern laut BAG jedoch gefälscht sind. (neo)

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Alles, was Sie zum Thema Impfen wissen müssen

Impfen polarisiert. Die meisten Schweizer machen es, einige sind jedoch vehement dagegen. Impfungen gehörten zu den wichtigsten Errungenschaften der medizinischen Forschung, sagt die oberste Kinderärztin Heidi Zinggeler Fuhrer (50).

Angesichts der akuten Grippewelle richtete die EU-Kommission einen Impf-Appell an die Bürger. (Symbolbild)
Die Impfgegner gewinnen an Terrain. Wie wichtig sind sie?
KEYSTONE/GAETAN BALLY

Impfen polarisiert. Die meisten Schweizer machen es, einige sind jedoch vehement dagegen. Impfungen gehörten zu den wichtigsten Errungenschaften der medizinischen Forschung, sagt die oberste Kinderärztin Heidi Zinggeler Fuhrer (50).

Die wichtigsten Impfungen der Schweiz für Kinder

Das sind die wichtigsten Impfungen, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt.

  • Diphtherie, Tetanus (Starrkrampf), Pertussis (Keuchhusten):
    5 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 7 Jahren.
  • Poliomyelitis (Kinderlähmung):
    5 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 7 Jahren.
  • Masern, Mumps und Röteln:
    2 Impfungen im Alter von 1 bis 2 Jahren.
  • Pneumokokken (Lungen- und Hirnhautentzündung):
    3 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 1 Jahr.
  • Haemophilus influenzae (bakterielle Infektion):
    4 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 2 Jahren.
  • Meningokokken (Hirnhautentzündung):
    2 Impfungen im Alter von 1 bis 15 Jahren.
  • Varizellen (Windpocken, Wilde Blattern):
    1 Impfung im Alter von 11 bis 15 Jahren.
  • Humane Papilloma-Viren (Gebärmutterhalskrebs):
    1 Impfung im Alter von 11 bis 15 Jahren.

Das sind die wichtigsten Impfungen, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt.

  • Diphtherie, Tetanus (Starrkrampf), Pertussis (Keuchhusten):
    5 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 7 Jahren.
  • Poliomyelitis (Kinderlähmung):
    5 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 7 Jahren.
  • Masern, Mumps und Röteln:
    2 Impfungen im Alter von 1 bis 2 Jahren.
  • Pneumokokken (Lungen- und Hirnhautentzündung):
    3 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 1 Jahr.
  • Haemophilus influenzae (bakterielle Infektion):
    4 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 2 Jahren.
  • Meningokokken (Hirnhautentzündung):
    2 Impfungen im Alter von 1 bis 15 Jahren.
  • Varizellen (Windpocken, Wilde Blattern):
    1 Impfung im Alter von 11 bis 15 Jahren.
  • Humane Papilloma-Viren (Gebärmutterhalskrebs):
    1 Impfung im Alter von 11 bis 15 Jahren.
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