Aus Schwulenhass wollte er seinen Sohn töten
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Staatsanwalt Marcel Meier:Aus Schwulenhass wollte er seinen Sohn töten

Iraker (54) drohen 12 Jahre Knast wegen versuchten Mordes
Aus Schwulenhass wollte er seinen Sohn töten

Schlitzte Dogan Z. (54) aus Schwulenhass seinem Sohn die Kehle auf? Mit dieser Frage beschäftigt sich seit Donnerstag das Gericht in Burgdorf BE. Der Iraker streitet die Tat vehement ab – sein Sohn habe sich umbringen wollen und sich die Verletzungen selbst zugefügt.
Publiziert: 17.12.2020 um 21:51 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2021 um 14:39 Uhr
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Zum Tatzeitpunkt ist das Opfer 17 Jahre alt. Es verliert über einen Liter Blut und muss intubiert werden.
Foto: zvg
Luisa Ita

Dogan Z.* (54) geht die Familienehre über alles – den Koran beschreibt der Iraker am Donnerstag im Gerichtssaal in Burgdorf BE als seinen «Katalog der Menschen». Sein Sohn verkörpert das pure Gegenteil von Dogan Z.s Männerbild. Er ist homosexuell, mittlerweile eine Frau namens Cataleya* (18). Im ländlichen Langnau BE prallen Welten aufeinander.

Eines Morgens im Mai 2019 dreht der Vater laut der Staatsanwaltschaft zu Hause durch. Er schleicht sich ins Zimmer seines Sohnes. Dort kniet sich der Iraker gemäss Anklage auf seinen schlafenden Sprössling – bewaffnet mit einem Küchenmesser (27 cm lang).

Die Kehle aufgeschlitzt

«Du bist schwul, du bist schwul?!», soll der Brutalo-Vater gerufen haben. Dann habe er seinem Sohn die Kehle aufgeschlitzt – in Absicht, ihn zu ermorden. Der damals 17-Jährige wehrt sich vehement. Schliesslich gelingt ihm die Flucht.

Mit der klaffenden Wunde am Hals rennt er aus der elterlichen Wohnung. Nachbarn kümmern sich um den Verletzten. Per Helikopter wird er ins Spital gebracht, verliert über einen Liter Blut und muss intubiert werden.

Deutliche Spuren – bis heute

Als das Opfer den Saal betritt, sind die Spuren vom Todeskampf immer noch deutlich sichtbar. Grosse, rote Narben verlaufen über den filigranen Hals der Transfrau.

«Wie geht es Ihnen?», fragt der Richter zu Beginn der Befragung. Es sei sehr unterschiedlich, so Cataleya: «Jeden Tag, wenn ich mein Gesicht wasche und in den Spiegel schaue, sehe ich meine Narbe. Ich fühle mich hässlich.» Ihren Vater betitelt sie nur noch als «Erzeuger».

Vater streitet Messer-Attacke ab

Dieser wiederum streitet die Messer-Attacke vehement ab. Am verhängnisvollen Morgen im Mai 2019 habe er in der Küche die Einbürgerungsgesuche seiner Kinder studiert, als plötzlich ein Schrei ertönte. Sofort sei er nachschauen gegangen – und habe seinen Sohn blutüberströmt vorgefunden. Sein Anwalt fordert daher einen vollumfänglichen Freispruch und eine Haftentschädigung für die zu Unrecht abgesessene Zeit im Gefängnis.

Der Staatsanwalt zerpflückt die Version des Vaters: Das Spurenbild zeuge klar davon, dass das Opfer die Wahrheit sage – er fordert daher zwölf Jahre Knast und einen Landesverweis. Das Urteil folgt Dienstag.

* Namen geändert

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