Die Nase läuft, sie muss niesen und das Atmen fällt ihr schwer: Wladislava Glyukova (10) leidet unter ihrer Pollenallergie. Sie braucht Medikamente. Den Inhalator hat sie stets griffbereit.
Der Grund für ihr Leiden: Direkt vor ihrem Fenster in Kehrsatz BE wuchert eine riesige Korkenzieherhasel. Man könnte den Busch einfach fällen und das Problem wäre wohl gelöst.
Strauch gestutzt – Atemwege frei
Genau das haben sich die Eltern Iryna Dabradzei (43) und Mikhail Glyukov (51) auch gedacht – doch sie haben die Rechnung ohne ihren Nachbarn gemacht, mit dem sie sich seit etwa acht Jahren ein Zweifamilienhaus und einen Garten teilen.
«Wir haben gefragt, ob wir den Busch stutzen dürfen. Der Mann hat aber gemeint, dass es schade wäre», erinnert sich die Mutter, die selbst auch unter Allergien und Asthma leidet. «Wir haben dann die kleinen Äste zurückgeschnitten und die gelben Blüten frühzeitig gepflückt.» So hätten sich die Symptome des Mädchens rasch gebessert und seien quasi verschwunden.
Anzeige wegen Sachbeschädigung
Doch der neue Schnitt gefällt dem Nachbarn offenbar nicht, er sei laut Glyukov stolz auf die imposante Grösse des Strauches. Der Familienvater sagt zu BLICK: «Er hat uns bei der Polizei wegen Sachbeschädigung angezeigt und einen Schaden von über 10'000 Franken geltend gemacht. Er behauptet, wir hätten das Erscheinungsbild des Busches zerstört.»
Seither beschäftigt sich die Justiz mit dem kuriosen Fall. Die regionale Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland bestätigt auf Anfrage: «Wir haben Kenntnis von einem Nachbarschaftsstreit in Kehrsatz, bei dem es um einen Haselstrauch geht.»
6000 Franken will der Nachbar für den Strauch
Die Anzeige lässt die Familie nicht auf sich sitzen. Sie macht Gegenanzeige wegen eines kleinen Diebstahls. Nun sind die Fronten definitiv verhärtet – nachdem es angeblich schon in den Jahren zuvor wegen eines Wasseranschlusses im Garten oder einer Waschmaschine immer wieder zum Knatsch kam.
Der Nachbar stellt ein letztes Ultimatum: Die Familie kann ihm 6000 Franken bezahlen und dafür mit dem Strauch anstellen, was sie will – oder sie lässt ihn in Ruhe. Das Problem: Der Familie fehlt das Geld dazu.
«Ich hoffe wirklich, dass jemand diesen Haselstrauch ersteigert»
«Ich versuche nun, den Busch auf Ricardo zu verkaufen für genau 6000 Franken. Das Geld geben wir dem Nachbarn, wir brauchen keinen Rappen davon», erklärt er. «Ich hoffe wirklich, dass jemand diesen Haselstrauch ersteigert. Es wäre so wichtig für die Gesundheit meiner Tochter und auch für die, meiner Frau.»
Der Nachbar wollte sich auf Anfrage von BLICK nicht äussern.