Auf einen Blick
- Werner Martignoni, Berner SVP-Politiker, starb im Alter von 97 Jahren
- Martignoni war Bundesratskandidat und engagierte sich im Jurakonflikt
- 1986 trat er wegen einer Affäre um Lotteriegelder aus dem Regierungsrat zurück
Der langjährige Berner SVP-Politiker Werner Martignoni ist tot. Der frühere Regierungs- und Nationalrat starb im Alter von 97 Jahren. Er hatte Ämter auf lokaler, kantonaler und nationaler Ebene bekleidet und war Bundesratskandidat.
Seine Tochter bestätigte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Freitag auf Anfrage Informationen der Tamedia-Zeitungen. Martignoni schied demnach am Montag zu Hause in einem Berner Vorort zusammen mit seiner Frau im Beisein von Angehörigen freiwillig aus dem Leben. Er litt an körperlichen Gebrechen.
Zentrales Thema Jurakonflikt
Im Laufe seiner Karriere bekleidete der Ökonom und NZZ-Journalist für die SVP Ämter auf lokaler, kantonaler und nationaler Ebene: 1965 als Gemeindepräsident von Muri, 1966 mit der Wahl in den Grossen Rat, acht Jahre später die Wahl in die Kantonsregierung und nochmals fünf Jahre später der Einzug in den Nationalrat.
In seiner politischen Arbeit war der Jurakonflikt ein zentrales Thema. Als Präsident der regierungsrätlichen Juradelegation und Finanzdirektor leitete er die Verhandlungen mit dem neuen Kanton zur vermögensrechtlichen Aufteilung, die schliesslich in ein Konkordat mündeten.
1979 nominierte die bernische SVP Martignoni als Bundesratskandidat für die Nachfolge von Rudolf Gnägi. Die Bundesversammlung wählte dann aber den Bündner Ständerat und Preisüberwacher Leon Schlumpf, womit der Stand Bern erstmals seit Bestehen des Bundesstaates nicht mehr in der Landesregierung vertreten war.
Affäre um zweckentfremdete Lotteriegelder
Schwer wog für Martignoni die 1984 im Kanton Bern aufgebrochene Affäre um zweckentfremdete Lotteriegelder durch den Regierungsrat, die Martignoni und Polizeidirektor Hans Krähenbühl 1986 zum Rücktritt aus dem Regierungsrat veranlasste. Die Affäre erschütterte den Kanton Bern auf Jahre hinaus.
Eine wenig später ruchbar gewordene Parteispendenaffäre hatte gar strafrechtliche Folgen für den jahrelang herausragenden Politiker Martignoni. Anstiftung zur Veruntreuung und drei Monate Gefängnis bedingt lautete das obergerichtliche Verdikt.
Nach dem Rückzug aus der Politik betätigte sich Martignoni als Schriftsteller. Er übertrug Werke der Weltliteratur wie Goethes Faust und Ibsens Peer Gynt ins Berndeutsche.