Beat Stalder (†76) war ein tierliebender Mensch. Zusammen mit seiner Ehefrau Bertha (79) hat er oft die Pferde gefüttert, die in der Nähe seines Hauses in Müntschemier BE weideten. Am Sonntagnachmittag ging er mit Kater Herkules etwas an die frische Luft. «Herkules kratzt sich immer den Chip weg», sagt Bertha Stalder zu Blick. «Dann funktioniert jeweils die elektronische Katzentür nicht. Mein Mann nahm den Kater deshalb an der Leine mit nach draussen.» Jetzt ist der ehemalige SVP-Grossrat und frühere Gemeindepräsident von Müntschemier tot.
Wie es zum tragischen Unglück kam, untersucht derzeit die Kantonspolizei Bern. Fest steht bisher: Stalder begab sich auf die umzäunte Pferdeweide zwischen Käserei- und Juraweg. Dort wurde er den Ermittlungen zufolge durch ein Pferd getreten und verletzt. Die genauen Umstände sind noch unklar. Trotz umgehender Rettungsmassnahmen durch ein Ambulanz- sowie ein Rega-Team erlag Stalder noch vor Ort seinen Verletzungen.
«Er sagte, es sei jetzt gut so»
«Er ging doch nur mit dem Kater Gassi», sagt Bertha Stalder. «Weshalb er dabei in die Pferdeweide steigen musste, kann ich mir nicht erklären. Was genau passiert ist, wissen nur mein Mann, die Katze und das Pferd.» Stalder sieht keines der Tiere in der Schuld. «Wir haben die Pferde ständig gefüttert. Er hatte Vertrauen zu ihnen. Ich bin sicher, dass es einfach nur saudumm gelaufen ist.»
Ein Nachbar habe ihren Ehemann gefunden. «Beat war noch bei Bewusstsein und sagte, man solle die Ambulanz holen. Als ich am Unglücksort eintraf, fragte mich mein Mann, wo die Katze sei. Ich brachte ihm Herkules, der wohlauf war. Mein Mann sagte dann, es sei jetzt gut so.»
Exakt 51 Jahre verheiratet
Vor einem Jahr hatten Beat und Bertha Stalder Goldene Hochzeit gefeiert. Am Sonntag – dem Tag des tödlichen Unglücks – war das Paar exakt 51 Jahre verheiratet. «Jetzt ist er in Frieden», sagt die Witwe traurig.
Beat Stalder war gelernter Schreinermeister und Architekt. Nach einer Karriere im Militär wurde er 1988 für die SVP mit knappem Vorsprung zum Gemeindepräsidenten von Müntschemier gewählt. «Erstmals seit Einführung der Urnenwahl im Jahr 1972 kam es in der Seeländer Gemeinde zu einer Kampfwahl um dieses Amt», schrieb «Der Bund» damals. Von 1994 bis 1998 sass Stalder zudem im Grossen Rat des Kantons Bern.
Weggefährte tief betroffen
Blick sprach mit einem Weggefährten von Stalder, dem ehemaligen SVP-Grossrat Charles Aebersold (76). Er sass in den 1990er-Jahren zusammen mit dem Verstorbenen im Berner Kantonsparlament. «Er war ein sehr kollegialer Mensch», sagt Aebersold. Er sei tief betroffen vom Ableben seines ehemaligen Kollegen. «Er hat stets eine klare Meinung vertreten, war sehr integer und kompetent.» In letzter Zeit habe er eher zurückgezogen gelebt. «Gelegentlich sahen wir uns noch bei Treffen von alt Grossräten und ehemaligen Gemeindepräsidenten.»
Auch der heutige Gemeindepräsident von Müntschemier, Raynald Richard (56), ist bestürzt über den Tod seines Vorgängers: «Dieser tragische Unfall mit schwerwiegenden Folgen war unerwartet und abrupt. Es tut uns hier allen leid für die Familie. Ich spreche den Angehörigen im Namen der Gemeinde unser herzliches Beileid aus.»