Schwerer Felssturz in Kandersteg BE: Eine Felswand bei der Allmenalp ist am Donnerstagnachmittag abgebrochen, berichtet ein Leserreporter. Eine gewaltige Staubwolke legte sich über die Gemeinde im Berner Oberland. Der ohrenbetäubende Felssturz habe sich um 16.30 Uhr ereignet, sagt der Leserreporter zu Blick.
«Es war extrem laut», sagt ein weiterer Leserreporter vor Ort. Nach dem Knall habe er gesehen, wie Einwohnerinnen und Einwohner aus dem Haus geeilt sind. «Sie haben das Telefon in die Hand genommen, um die Menschen anzurufen, die in der Nähe der herabgestürzten Felsen leben.»
Hans Rösti (65) hat den massiven Felssturz hautnah miterlebt. Der Landwirt ist der ältere Bruder von SVP-Bundesrat Albert Rösti (55). Sein Bauernhof befindet sich in der Nähe der Absturzstelle. «Das Ausmass des Materials, das heruntergekommen ist, war wirklich enorm», sagt er zu Blick.
Nach dem Schock folgte die Erleichterung: Es gab keine Verletzten, sagt die Kantonspolizei Bern auf Blick-Anfrage. Auch Gebäude seien nicht beschädigt worden.
Gemeinde war vorbereitet
René-François Maeder (69), Gemeinderatspräsident von Kandersteg, kann auch Entwarnung geben: «Beim Felssturz ist kein Mensch und kein Gebäude zu Schaden gekommen.» Gegenüber Blick erklärt er, dass der Felssturz erwartet wurde: «Seit Dezember 2022 beobachtet die Gemeinde den Fels mit den zuständigen Ämtern. Uns war bewusst, dass es zu einem Felssturz kommen wird und wir haben das Gebiet abgesperrt.»
Laut Maeder haben die Geologen vorausgesagt, dass ein Paket von 15'000 bis 20'000 Kubikmeter herunterkommen soll. «Mich freut es, dass die Berechnungen beinahe metergenau gestimmt haben», sagt Maeder. «Aktuell fallen noch einzelne lose Blöcke herunter», sagt der Gemeinderatspräsident um 18 Uhr zu Blick. «Man hört es im Dorf noch donnern.»
Kurz vor Felssturz waren Menschen im Sperrgebiet
Maeder betont: «Man soll sich unbedingt vom Sperrgebiet fernhalten.» Das könne fatale Folgen haben. «Zwei Stunden vor dem Absturz waren Menschen im Sperrgebiet. Zum Glück haben wir gesehen, wie sie das Gebiet relativ schnell wieder verlassen haben.» Maeder appelliert an die Vernunft: «Es gibt Leute, die das Gefühl haben, es betreffe sie nicht, wenn irgendwo ‹Lebensgefahr› steht. Das geht natürlich gar nicht.»
Man werde nun die Situation vor Ort gründlich überwachen. Den Felssturz werde man mit Geologen dann analysieren. «Dass Felsstürze häufiger auftauchen, ist ein Effekt der Klimaerwärmung und des schwindenden Permafrosts», erklärt der Gemeinderatspräsident. Das betreffe nicht nur Kandersteg. Dementsprechend sei es wichtig, sich gründlich darauf vorzubereiten.
Im Gebiet unterhalb der Allmenalp befinden sich Häuser und auch die Talstation der Gondelbahn, die in das Wandergebiet führt. Der Wandfuss liegt am Dorfrand. Die Alp ist mit einer Seilbahn erschlossen. In diesem Gebiet ist es schon vorher zu Steinschlägen gekommen, etwa 2018 oder 2008, als ein Felssturz ein Haus und Fahrzeuge auf dem Parkplatz der Allmenalpbahn beschädigte.