Lange blieben die grausamen Taten von Urs T.* (63) sein dunkles Geheimnis. Nach und nach kam alles ans Licht – seit November 2019 sitzt der Mann aus Aeschi bei Spiez BE hinter Gittern.
In den Ermittlungen stellte sich raus: Der Afghane (†18), der im Mai 2019 vermeintlich bei einem Unfall in eine Schlucht in Kiental BE stürzte, wurde vom Oberländer heruntergeschubst.
Zutage förderte dies ein zweiter, fast identischer Fall. Im November 2019 stiess der Chauffeur einen weiteren Mann (29) ins Tobel hinunter. Sein Opfer überlebte – und brachte die Polizei auf die Spur.
Junger Afghane wurde in Schlucht geschubst
BLICK-Recherchen zeigen nun: Beim verstorbenen Afghanen handelt es sich um Amar M.** (†18). Der Flüchtling lebte etwa 80 Kilometer von der Todesschlucht entfernt.
Sein Nachbar Nazar K.** (55) berichtet von einer Durchsuchung: «Die Polizei kam vorbei, hat seine Zimmertür aufgebrochen und alles fotografiert.»
Freunde glaubten nie an Unfall
BLICK trifft auch die engsten Freunde des Toten. Gholam H.** (25) und Rezai F.** (29) haben nie an einen Unfall geglaubt und sind erleichtert, dass die Tragödie nun aufgeklärt ist.
Dass Amar M. und sein Killer sich wirklich gekannt haben, denken sie nicht. «Dann wäre dieser Mann nicht zu der Tat fähig gewesen», sagt Amars bester Freund Rezai F., der die Unglücksstelle kurz nach der Tragödie selbst besucht hat. Denn: «Amar war ein besserer Mensch als viele von uns.»
Der Tote hatte grosse Pläne
Kollege Gholam H. nickt zustimmend: «Er war im zehnten Schuljahr und hatte grosse Pläne. Er suchte eine Lehrstelle als Automech, um seiner Familie Geld schicken zu können.»
Die Spur des Afghanen verlor sich laut den Freunden am Abend des 24. Mai 2019. Einen Anruf von Gholam H. nahm Amar M. nicht entgegen: «Als er mich später zurückgerufen hat, konnte ich nicht abnehmen.» Am nächsten Tag war sein Freund tot.
* Name geändert
** Namen bekannt