Ob Heavy-Metal-Konzerte, Kindergeburtstage, Goa-Partys oder das traditionelle muslimische Fastenbrechen. In der Funkerhütte am Rande der Stadt Schaffhausen finden alle sozialen Schichten einen Raum, den es sonst so nirgends in der Stadt gibt. Umringt von Rosenbüschen, Feigenbäumen und Kiwis befindet sich hier ein bunt-chaotisches Kleinod. Für wenige Hundert Franken kann man hier Konzerte, Geburtstage oder Karaoke-Abende organisieren.
Doch dieses kleine Paradies ist in Gefahr. Die Funkerhütte befindet sich auf einem Areal, das die Stadt Schaffhausen grundlegend umbauen will. Die Stadt beabsichtigt, ein dringend nötiges Magazin auf der Parzelle zu erstellen. Dieses würde die Funkerhütte nicht betreffen, geplant ist es an einem anderen Ort auf diesem Areal. Trotzdem muss sie abgerissen werden. Denn ausgerechnet am Standort der Funkerhütte ist eine provisorische Heizzentrale vorgesehen. Diese wird jedoch nach der Bauzeit für das Magazin wieder abgerissen.
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Man stehe vor dem Nichts, sagt Hüttenwart Heiner Egli (66): «Ich hatte ein gutes Leben, habe aber immer nur ‹genommen›. Mit dieser Hütte wollte ich der Jugend etwas zurückgeben.» Trotz der angespannten Situation und Unsicherheit ist Egli die Ruhe selbst: «Das ist einer meiner wenigen Vorzüge», scherzt er. «Ich bin ein Kämpfer und lasse mich nur selten aus der Ruhe bringen.»
Welle der Solidarität
Seit der «Schaffhauser Bock» die Geschichte öffentlich gemacht hat, erlebt die Funkerhütte eine Welle der Solidarität. Mittlerweile hat sich selbst die Politik eingeschaltet. Grossstadtrat Marco Planas (42) zeigt kein Verständnis für die Pläne der Stadt. Deswegen hat er eine politische Anfrage eingereicht. Diese bespricht der Stadtrat am Dienstag.
Die Situation ist ein Déjà-vu: Bereits vor einigen Jahren stand die Funkerhütte vor dem Aus, erzählt Heiner Egli: «Die Stadt wollte uns schon 2020 kündigen. Damals haben wir auch schon bei der Politik interveniert. Unser Anliegen gelangte dann irgendwie an den Stadtpräsidenten, der das damals verhindern konnte.» Die Chancen, die Hütte auch dieses Mal zu retten, sieht Egli intakt.
Die Besucher der Funkerhütte hätten Freude daran: Weit über 10’000 Menschen haben die Hütte seit 2017 besucht. Planas hingegen gehörte bisher nicht dazu. Dennoch setzt er sich für den Erhalt der Hütte ein: «Derartige Angebote fehlen in der Stadt Schaffhausen. Hier spielen Nachwuchsmusiker, hier feiern Familien Feste. Und dies für wenige Hundert Franken Miete.» Falls die Hütte gerettet würde, plane Planas bereits ein Fest in der Funkerhütte. «Dafür kriegst du die Hütte sogar gratis, Marco», scherzt Egli und verschwindet hinter dem Tresen.