Bei Unfall zwei Frauen gerammt
Knast-Urteil für Mercedes-Rowdy Shqiprim B.

Der rasende Mercedes-Lenker Shqiprim B. erfasste auf dem Trottoir eine Joggerin und eine Radfahrerin. Dashcam-Videos überführten den Raser. Jetzt wurde ihm der Prozess gemacht.
Publiziert: 26.04.2022 um 17:32 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2022 um 18:17 Uhr
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Mercedes-Rowdy Shqiprim B. am Dienstag auf dem Weg ins Zürcher Bezirksgericht.
Foto: Philippe Rossier
Viktor Dammann

Dieses Manöver hätte tödlich enden können. Shqiprim B.* (24) aus Zürich wollte mit dem hochtourigen Mercedes C63 (510 PS) seines Vaters unbedingt der Schnellste sein. Einen BMW 330i, der auf der Nebenspur ebenfalls auf Grün wartete, unbedingt vor einer Spurverengung überholen. In der Folge kam es beinahe zu einer Katastrophe. Am Dienstag musste sich der Monteur vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten.

Um dieses Ziel zu erreichen, hatte der Rowdy laut Staatsanwalt Dan Wolfensberger sogar das «Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP)» ausgeschaltet. So kam es am 25. März 2021 auf der Zürcher Bernerstrasse im Zürcher Kreis 9, wie es kommen musste.

Shqiprim B. beschleunigte dermassen stark, dass der Mercedes mitten auf der Kreuzung ausbrach und ins Schleudern geriet. In der Folge krachte der Bolide auf dem rechtsseitigen Trottoir in eine Lichtsignalanlage. Genau zu diesem Zeitpunkt befanden sich eine Joggerin (30) und eine Radfahrerin (30) auf dem Gehsteig, die vom PS-Monster erfasst wurden.

Dashcam-Aufnahmen überführten Mercedes-Raser

Am Montag wurden im Gerichtssaal Videosequenzen abgespielt. Zufällig hatten zwei Fahrzeuge, die in unmittelbarer Nähe unterwegs waren, das Unfallgeschehen mit ihren Dashcams aufgezeichnet. Darauf ist zu sehen, wie der Mercedes wie aus der Pistole geschossen auf der Kreuzung ins Schleudern kam und die beiden Frauen erwischte. Dass niemand schwer verletzt oder gar getötet wurde, grenzt an ein Wunder.

Die Joggerin kam mit einem leichten Schädelhirntrauma, einer Rissquetschwunde an der Augenbraue und einer Jochbeinprellung davon. Die Velofahrerin verletzte sich am Knie, am Sprunggelenk und an einer Hand. Nur der Lenker selber blieb unversehrt.

«Habe das Stabilisationsprogramm unbewusst ausgeschaltet»

«Ich bin froh, dass es den Frauen wieder gut geht und sie nicht schwer verletzt wurden», gibt sich Shqiprim B. am Prozess reuig. Er stellt jedoch in Abrede, das Stabilisationsprogramm extra ausser Kraft gesetzt zu haben. «Es geschah unbewusst. Mein Fehler war, dass ich zu stark nach rechts gelenkt habe.» Er habe den Wagen erst etwa sechs Mal gefahren.

Bei den ersten Einvernahmen hatte es noch ganz anders getönt. Shqiprim B. gab an, den Mercedes in den letzten eineinhalb Jahren praktisch täglich benutzt zu haben. Er räumte auch ein, das ESP bewusst ausgeschaltet zu haben. Er räumte auch ein, das ESP bewusst ausgeschaltet zu haben. «Ich bin ein V8-Fan und liebe den Sound.»

Darauf vom Gericht angesprochen, schiebt der Mann, der partout kein Raser sein will, die Schuld auf seinen ersten Anwalt. «Er meinte, ich solle bei der Staatsanwaltschaft mitmachen, sonst käme ich in Untersuchungshaft.»

Lernprogramm für risikobereite Verkehrsteilnehmer

Gerichtspräsident Fabio Manfrin bezeichnete bei der Urteilseröffnung diese heutigen Aussagen als «unglaubhaft und unplausibel». Er verurteilte Shqiprim B. wegen qualifizierter grober Verkehrsregelverletzung und fahrlässiger Körperverletzung mit 18 Monaten Gefängnis bedingt.

Für Shqiprim B. wird es richtig teuer: Das ganze Verfahren schlägt mit über 20'000 Franken zu Buche, der Anwalt kostet rund 10'000 Franken. Der Mercedes-Rowdy wird zudem verpflichtet, ein Lernprogramm für risikobereite Verkehrsteilnehmer zu absolvieren.

* Name geändert

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