Auf einen Blick
- Kosovarin verdächtigt, IV-Rente erschlichen zu haben. Mann als Mitstrippenzieher
- Schaden beläuft sich auf circa 214'000 Franken laut Bericht
- Andere Fälle aus Luzern und der Ostschweiz
- Wie wird dagegen vorgegangen? Was bei den Sozialdetektiven gilt
Ihr ging es angeblich überhaupt nicht gut. Herzprobleme, Rückenschmerzen und psychische Probleme. Acht Jahre lang bekam eine Kosovarin (59) im Kanton Luzern deswegen eine Invaliden-Rente (IV), wie «Zentralplus» berichtet.
Wenn Ärzte und Gutachter, die Frau untersuchten, war immer ihr Mann dabei. Er beantwortete Fragen und schilderte die hilflose und schwierige Situation seiner Frau. Ohne ihn könnte sie praktisch nichts. Sich nicht anziehen oder pflegen. Alles offenbar eine grosse Lüge! Die IV stellte die Zahlungen ein. Wie genau die IV dem Paar auf die Schliche kam, ist nicht bekannt.
Die Kosovarin muss sich jetzt vor dem Luzerner Kriminalgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau Betrug vor. Sie soll die Beschwerden und Leiden bloss simuliert haben, um die volle IV-Rente plus Kinderrente abzukassieren. Insgesamt geht es 173'000 Franken.
Dass die IV betrogen wird, ist kein Einzelfall. Schon in der Vergangenheit gab es dreiste Versuche.
Mit Blindenstock und verdunkelter Brille simuliert
Der Mann schwindelte jegliche Beschwerden vor, darunter sogar Blindheit. Die IV-Stelle dachte, er brauche einen Blindenstock. Eine dreiste Lüge. Er fuhr Auto und ging wandern. Innerhalb von zehn Jahren sackte das Ehepaar über 570'000 Franken ein. Mittels Sozialdetektiven wurde der Mann schliesslich überführt.
Wenn ein depressiver IV-Rentner Golf-Clubmeister wird
Ein Zürcher mit unfallbedingten Schulter- und Kniebeschwerden erhielt erst eine IV-Vollrente, dann eine Teilrente bei einem Behinderungsgrad von 34 Prozent. Später wünschte er eine Erhöhung wegen mittelgradiger Depressionen. Kurz darauf erhielt die IV aber anonyme Hinweise zu dem Rentner. Er spielte fröhlich in der ganzen Schweiz Golf und wurde sogar Clubmeister. Die IV-Stelle stoppte darauf die Zahlungen.
Mann aus Luzern schuldet 430'000 Franken
Durch einen Sozialdetektiv überführt wurde ein Mann aus Luzern. Ein Verkehrsunfall machte ihn zu einem IV-Bezüger. Doch so schlecht ging es dem Mann offenbar nicht. Er gründete, während er immer noch eine IV-Rente bezog, zwei Firmen. Als weiterer Nebenverdienst führte er eine Tierzucht. Vor Gericht forderte der Staat dann eine Ersatzforderung von 430'000 Franken, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet.
Knast wegen IV-Abzocke von 688'000 Franken
Miradije F.* gab an, dass sie nach einem Autounfall im September 2011 und daraus folgenden Leiden zu 100 Prozent arbeitsunfähig war. Die Abzocke lief wie geschmiert. Über Jahre. Erst als 2014 bei der Sozialversicherungsanstalt ein anonymer Hinweis eingeht, geriet F. und ihr Mann Ahmet F.* ins Visier. Die Verdachtsmeldung: Miradije F. fuhr Auto, trug schwere Sachen und war als Versicherungsmaklerin tätig. Insgesamt zockte das Paar 680'000 Franken ab. Dafür wurden Miradije F. und ihr Mann verurteilt. Sie kassierte viereinhalb Jahre Knast, er kam mit einer bedingten Haftstrafe davon.
Sozialdetektive müssen bewilligt werden
Doch wann setzt die IV die Sozialdetektive ein? Wenn sie den Verdacht hegen und Anhaltspunkte haben, dann können Sozialversicherungen eine Sozialobservation einleiten. «Die IV hat in der Zeit von 2010 bis 2016 im Durchschnitt in rund 2400 Fällen jährlich den Verdacht auf einen Versicherungsmissbrauch abgeklärt, davon in rund 150 Fällen mit einer Observation», schreibt das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) auf seiner Seite.
Seit 2019 brauchen Detektive nach einer Gesetzesänderung eine «Bewilligung zur Durchführung von Observationen und müssen Vorgaben zum Schutz der Privatsphäre und zum Einsatz von technischen Geräten einhalten.»
* Name geändert