Die Entrüstung über den Tod des Silberrücken Harambe (†17) reisst nicht ab. Nachdem der Bub Isaiah (4) in einem Zoo in Cincinnati in sein Gehege fiel, mussten die Zoo-Mitarbeiter den Gorilla erschiessen. Die Mutter des Buben erlebte einen Shitstorm und wurde von vielen für den Tod des Primaten verantwortlich gemacht.
Vor dreissig Jahren gab es bereits einen ähnlichen Fall. Der renommierte Basler Gorilla-Experte Jörg Hess (79) erinnert sich gut daran. «Es war einer der ersten Vorfälle zwischen einem Gorilla und einem Kind», so Hess zu BLICK.
Das Video des Gorillas aus dem Jahr 1986 wird derzeit vor allem von den empörten Tierschützern aus aller Welt im Internet verbreitet. Als vermeintlicher Beleg, dass der Todesschuss in Cincinnati nicht nötig gewesene wäre.
Hess verfolgte den Fall damals gespannt – auch, weil es sich bei Jambo um einen gebürtigen Basler handelte: «Jambo war der zweitgeborene Gorilla in Basel und kam dann, als er erwachsen war, in einen anderen Zoo», erinnert sich Hess.
«Gorillas handeln über ihre Artengrenze hinaus»
Das Tier kam in einen Zoo auf der Kanalinsel Jersey. 1986 fiel dort dann ein Bub ins Gorilla-Gehege und blieb bewusstlos liegen. «Jambo berührte den Jungen zwei Mal am Rücken, beschnupperte ihn und stellte sich dann über ihn», so Hess. «Er hat den Buben beschützt, denn Gorillas handeln über ihre Artengrenze hinaus».
Das Tier wurde für seine Tat damals gefeiert, «er starb erst später an einem Aortariss», weiss der Gorilla-Kenner noch.
1996 nahm Binti Jua ein Kind in den Schoss
Gorilla Binti Jua (8) widerfuhr 1996 etwas Ähnliches wie bereits Jambo und Harambe. Damals fiel abermals ein dreijähriges Kind im Brookfield Zoo (USA) über die Brüstung. Die Gorilla-Dame war damals selbst gerade Mutter geworden und nahm das Kind auf ihren Schoss, um es zu pflegen. Mitarbeiter konnten den Jungen wohlauf aus dem Gehege bringen
Der damalige Präsident Bill Clinton (69) sagte dann sogar in einer Rede: «Wir sollten alle ein bisschen mehr wie Binti sein.»
Dennoch: «Die erste Maxime lautet immer: Die Sicherheit gilt dem Menschen, danach dem Tier», wie Robert Zingg, Kurator vom Zürich Zoo, gestern zu BLICK sagte. Zingg selbst hätte die Situation für den Buben auch als Risiko eingeschätzt, auch wenn Harambe ihn als Lebewesen seiner Spezies erkannte.