Christian Bock (53) ist als Zolldirektor Chef der mobilen Einsatztruppe MEK Helvetia. Die noch wenig bekannte Einheit ist bis an die Zähne bewaffnet und präsentiert ihre Ausrüstung derzeit im deutschen Fachmagazin «K-Isom». Auch Bock und seine Stellvertreterin Isabelle Emmenegger (44) hatten eine Pistole dabei, als sie eines Tages mit dem Zug in Richtung Basel unterwegs waren.
Wie die «Aargauer Zeitung» berichtet, wurden die uniformierten Zoll-Chefs auf ihrer Dienstfahrt an einem nicht genannten Datum vom Kondukteur entdeckt. Dieser hatte ein Problem mit einem renitenten Passagier und wollte die beiden um Hilfe bitten. Das ist durchaus üblich, wie ein namentlich nicht genannter Grenzwächter gegenüber der Zeitung erklärt: «Wenn wir uniformiert und mit Waffen unterwegs sind, dann ist klar, dass wir polizeilich eingreifen, wenn Not am Mann ist. Das ist unsere Pflicht, das erwarten die Bürger zu Recht.»
Patrouille zum Bahnhof Basel beordert
Zolldirektor Bock sah das in dieser Situation allerdings anders. Statt den Kondukteur sofort zu unterstützen, soll er die Einsatzzentrale Nord in Basel angerufen und eine Patrouille zum Bahnhof Basel beordert haben.
Dies ist insofern bemerkenswert, als dass unter Bocks Regime die Bewaffnung der Beamten der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) massiv ausgeweitet werden soll. Bisher waren nur die für Personenkontrollen zuständigen Grenzwächter bewaffnet. Bock will potenziell sämtliche 4500 Mitarbeitenden «aufgabenbezogen» mit Waffen ausrüsten.
Der Chef machte sich mit seiner verweigerten Hilfeleistung im Zug unbeliebt beim eigenen Korps. «Gross auftreten, einen auf dicke Hose machen, und dann nicht eingreifen, wenn man gebraucht wird», sagt ein Grenzwächter. Das sei eine Katastrophe für den Ruf des Zolls.
Rüpel war bereits in Liestal weg
Dem Bericht zufolge gibt es zudem Zweifel daran, ob der Chef und seine Stellvertreterin überhaupt ausreichend ausgebildet sind, um eine Waffe tragen zu dürfen. Grenzwächter müssten ihre Waffe «im Schlaf beherrschen», sagt ein Mitarbeiter. Keinem Grenzwächter könne man plausibel machen, dass «Direktor Bock und die anderen Bürolisten» genügend dazu befähigt seien. «Wenn Herr Bock und Frau Emmenegger mit Waffen auf Spazierfahrt gehen, dafür aber nicht ausgebildet sind, schadet das unserem Ruf.»
Auch das Ende der Geschichte ist kein Ruhmesblatt für Zoll-Chef Bock. Als die angeforderte Patrouille den Zug am Bahnhof Basel kontrollierte, konnte sie den renitenten Passagier nicht finden. Der Grund dafür: Der Rüpel war bereits in Liestal ausgestiegen. (noo)