Immo-Betrüger klauten dreist die Anzahlung – verurteilt
Sie spielten mit dem Traum vom eigenen Haus

Eine Bande von Immo-Betrügern wurde in Basel verurteilt – weil sie unrealistisch günstige Bauprojekte offerierte, nur um Vorauszahlungen zu kassieren. Die Opfer konnten sich ihren Traum vom Eigenheim teilweise nicht mehr oder nur mit erheblichen Mehrkosten erfüllen.
Publiziert: 28.09.2022 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2022 um 06:52 Uhr
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Das Basler Strafgericht hat eine dreiköpfige Immo-Bande zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Masche des Schweizers Peter S. (60) ...
Foto: Zvg

Viele sparen jahrelang fürs Eigenheim. Doch manchmal sind Pfuscher wie in Schwarzhäusern BE oder dreiste Betrüger am Werk. Nur selten landen diese vor Gericht. Jetzt wurde aber vom Basler Strafgericht eine dreiköpfige Immo-Bande zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Masche des Schweizers Peter S.* (60), des Spaniers Javier H.* (54) und des Türken Cem F.* (51): hohe Vorauszahlungen kassieren und dann das viel zu preisgünstig offerierte Projekt bachab gehen lassen.

Der Traum vom eigenen Haus platzte bei mehreren Familien, Paaren und Einzelpersonen im Baselbiet und Mittelland. Bis zu 100'000 Franken haben sie eingezahlt für Bauprojekte, die nur auf dem Papier gut aussahen. Schliesslich war das Eigenkapital weg und der Traum zerschlagen.

Architekt verschweigt, wie schwierig der Bau am Hang wird

Es war ein Lügenkonstrukt, wie der Basler Strafrichter festhielt. «Teilweise wurden die Gelder als Unterhändler einfach eingeheimst, wobei der eigentliche Eigentümer oder Projektleiter gar nicht wusste, dass welche geflossen sind. Da gehen wir von Veruntreuung aus. Aber es flossen auch Gelder für Projekte, die gar nicht existierten oder an denen die Beschuldigten nicht berechtigt oder beteiligt waren. Dort war es Betrug.»

Eine Baselbieter Familie wollte vor zehn Jahren mit den Angeklagten ein Haus bauen. Die Männer besichtigten mit ihnen mehrere Objekte. Ein Grundstück an einer Hanglage wurde mit dem Unternehmer Peter S. und einem «Architekten» begangen, wobei sich Letzterer als Experte für Hanglagen ausgab. Dass der Hang Wasser führte und kostspielig gesichert werden musste, verschwiegen die «Fachleute». Für 570'000 Franken sollte das Haus erstellt werden. Eine dreiste Lüge.

Das Haus kostete schliesslich über 200'000 Franken mehr

Zudem verlor die Familie auch ihr Eigenkapital. Sie ging einen Reservations- und Planungsvertrag ein und zahlte 45'000 Franken an. Und nach der Unterzeichnung des Generalunternehmervertrags schoss sie 85'000 Franken nach. Das Geld sah sie nie wieder.

Zehn Jahre später steht das Haus trotzdem an diesem Hügel. Nur: Neben den verlorenen 130'000 Franken kostete der Bau, der später mit anderen Partnern realisiert wurde, auch noch knapp 220'000 Franken mehr als die günstige Offerte der Immo-Bande.

Andere gingen ganz leer aus

Die Baselbieter Familie hatte fast noch «Glück»: Andere konnten sich ihren Traum vom Einfamilienhaus gar nicht mehr erfüllen. Ein Türke, der über den Mittelsmann Cem F. zum Vermittler Javier H. gelangte, zahlte für ein Grundstück mit Haus 35'000 Franken an. Nur: Die Bande war weder Eigentümerin noch Beauftragte des Grundeigentümers – sie hatte sich die Unterlagen für das Bauprojekt beschafft und mit dem eigenen Firmenlogo versehen. Das Geld war weg – und der Geschädigte wohnt noch immer in einer Wohnung.

Peter S. kassierte 23 Monate bedingt. Er sackte 346'000 Franken unrechtmässig ein. Heute arbeitet er als Hypnotiseur. Javier H. kassierte drei Jahre und drei Monate teilbedingt – er muss einen Teil der Strafe absitzen – dafür, dass er 585'000 Franken ergaunerte. Helfer Cem F. kassierte nur eine bedingte Geldstrafe wegen Urkundenfälschung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

*Namen geändert


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