Mehrere Tausend Menschen demonstrierten am Samstag in Liestal BL gegen die geltenden Corona-Massnahmen – es ist die bisher grösste Anti-Corona-Demo in der Schweiz. Mit dabei waren auch viele Kinder. Doch neben Impf-Gegnern und Corona-Skeptikern waren auch immer wieder Plakate und Transparente mit antisemitischen Parolen zu sehen.
Beim Protestmarsch kam es zudem zu Pöbeleien gegen Linke und die Presse. Ein Journalist wurde während des Marschs attackiert und musste anschliessend ins Spital gebracht werden. Er zog sich eine Platzwunde und Verletzungen am Zahnfleisch zu. Angegriffen habe ihn ein Mann, der an der Demo teilnahm, sagt der Journalist dem SonntagsBlick.
Er möchte anonym bleiben. Nachdem er ein Foto von einer Personengruppe gemacht hatte, sei der Mann plötzlich auf ihn los gerannt. «Als ich dies bemerkt habe, war es schon zu spät und ich wurde ins Gesicht geschlagen», sagt der Journalist.
Veranstalter müssen mit Busse rechnen
Obwohl die Schutzmassnahmen grösstenteils nicht eingehalten wurden, liess die Polizei die Teilnehmer der bewilligten Demonstration gewähren. Sicherheitsdirektorin und Regierungsrätin Kathrin Schweizer begründet dies gegenüber «SRF» mit der Grösse des Demonstrationsumzugs: «In diesem Fall hat man sich dafür entschieden, sehr zurückhaltend zu agieren», sagt sie. Unter anderem auch, weil viele Familien mit Kindern dabei waren. Man wolle nicht unnötig eine Eskalation der Lage herbeiführen, sagte Polizei-Sprecher Adrian Gaugler am Samstag gegenüber BLICK.
Dass der Verein «Stiller Protest» im Kanton Basel-Land nochmal eine Demo organisieren kann, wird laut Kathrin Schweizer aber nicht passieren. «Es hat sich jetzt klar gezeigt, dass die Auflagen, die zusammen mit der Bewilligung erteilt wurden, nicht eingehalten wurden», sagt sie. Solche Veranstalter würden keine Bewilligung mehr erhalten. Und: Der Verein müsse nun mit einer Busse rechnen.
«Finde das verantwortungslos»
Am Sonntag nahm auch die zuständige Sozial- und Sicherheitsvorsteherin Regula Nebiker Stellung zur Corona-Demo. «Ich finde das verantwortungslos.» Damit sei nicht die Demo an sich gemeint, aber das Verhalten der meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie sie «SRF» sagt. Eine Anti-Corona-Demonstration würde sie grundsätzlich aber trotzdem wieder bewilligen. Der Grund: «Wir leben eben nicht in einer Diktatur, sondern es gibt ein Grundrecht, dass man seine Meinung äussern kann.»
Während es in Liestal Tausende auf die Strasse zog, sind beispielsweise in Bern und Zürich wegen der Pandemie keine Kundgebungen mit mehr als 15 Personen erlaubt. Sitzstreiks der Klimajugend beispielsweise wurde sofort von der Polizei aufgelöst. Der Grund: Ob Demonstrationen während der Pandemie durchgeführt werden dürfen, entscheidet jeder Kanton selber. (bra)