Ende Oktober klingelte es an der Tür von Marlitte Payne (90) in Pratteln BL. Ein gut gekleideter Mann steht auf der Schwelle. «Er sagte, er komme zum Ablesen», erzählt Payne. «Ich fragte noch, wieso am Samstag, da meinte er nur, das müsse jetzt gemacht werden.» Sie führte ihn darum zu ihrer Heizung im Wohnzimmer und im Schlafzimmer, wo ein Funk-Heizkostenverteiler an der Heizung seit Jahr und Tag aufzeichnet, wie viel Payne in ihrer 2-Zimmer-Wohnung heizt. «Es kam mir schon komisch vor, denn ich bin seit vielen Jahren hier und noch nie kam jemand, um die Zähler abzulesen.»
Dennoch liess sie den Mann arbeiten. Er legte sich im Schlafzimmer vor der Heizung auf den Boden und schrieb irgendwas auf einen Zettel. «Ich beobachtete ihn, da bat er mich um ein Glas Wasser», erzählt die 90-Jährige. Sie ist so lieb und brachte es ihm. In dieser Zeit ging der Unbekannte mehrmals zwischen Wohn- und Schlafzimmer hin und her.
«Da wusste ich, das ist kein ehrlicher Mann»
«Plötzlich hörte ich, wie er im Schlafzimmer meine Schubladen öffnete – da wusste ich, das ist kein ehrlicher Mann.» Also warf ihn Payne aus der Wohnung. Bald darauf merkt sie: Aus der Handtasche fehlten 20 Franken. «Das ist nicht alle Welt», sagt sie.
Doch als Payne am Abend ins Bett will, entdeckte sie, dass eine kleine Dose mit vier Diamantringen aus einem Möbel im Wohnzimmer fehlen. «Sie waren in einer hübschen Dose. Die muss er gesehen und sofort eingesteckt haben. Der Verlust des Schmucks tut schon weh. Ein Ring war noch von meinem Mann, der vor 39 Jahren verstarb!» Der Schaden belaufe sich auf ungefähr 2000 Franken.
«Aber andere haben Krieg und werden bombardiert und verlieren ihr ganzes Hab und Gut, da sind meine Ringe eigentlich nicht der Rede wert», meint Payne, die gerne über Weltpolitik diskutiert. «Aber ich kam mir einfach so dumm vor. Ich dachte doch nicht, dass mir jemand Böses will. Wie kann man nur so unvorsichtig sein!» Deshalb wendet sie sich auch an die Öffentlichkeit. «Ich will alle warnen. Das ist ein Trick! Fallt nicht darauf hinein.»
Gefährdet sind alleinstehende Senioren
Polizeisprecher Roland Walter von der Kantonspolizei Basel-Landschaft sagt zu Blick, dass die «falschen Handwerker» ein bekanntes Problem seien. «Diese Betrugsmasche verzeichnen wir seit mehreren Jahren immer wieder wellenartig.»
Gefährdet seien vor allem ältere Senioren, meist alleinstehend. «Die Täter nützen es aus, dass diese Generation meistens hilfsbereit ist und Vertrauen in die Mitmenschen hat», sagt Walter. Er rät: Auf keinen Fall fremde Personen in die Wohnung oder das Haus lassen und sich nicht bedrängen oder überreden lassen. Ins Haus bitten solle man nur Handwerker, die man selbst bestellt hat oder die von der Hausverwaltung angekündigt wurden. Die Polizei rät zudem, ein Zusatzschloss mit Sperrbügel oder Sperrkette an der Haus- oder Wohnungstüre anzubringen.
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