Bohrlärm soll Gäste des Restaurants von Corinne Höhn (57) vertrieben haben
«Die Schweizer Salinen trieben mich in den Ruin»

Corinne Höhn (57) kämpft seit Jahren für Gerechtigkeit. Die Schweizer Salinen bohrten vor ihrer Haustür und führten sie in die Pleite, behauptet sie. Nachdem die Salinen aktuell unweit von Wohngebieten nach Salz bohren wollen, hat sie ihren Kampf nochmals intensiviert.
Publiziert: 18.11.2023 um 00:03 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2023 um 09:29 Uhr
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Aufgrund ihrer eigenen Vorgeschichte engagiert sich Corinne Höhn (57) bei der IG Bäumlihof aus Möhlin AG, die sich gegen Salzbohrungen vor der Haustür wehrt.
Foto: STEFAN BOHRER
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Sebastian BabicReporter Blick

Corinne Höhn (57) aus Pratteln BL warnt: «Glaubt den Versprechen der Schweizer Salinen nicht!» Die Warnung ist adressiert an die Anwohner des Bäumlihofs im nahen Möhlin AG, in deren unmittelbarer Nachbarschaft mehrere Salzbohrtürme entstehen sollen. Höhn engagiert sich seit Jahren gegen den Salzabbau in der Region. Sie ist das Aushängeschild der Bewegung. Ihre eigene lange Vorgeschichte zwinge sie dazu, wie sie sagt.

Rückblick: Auf einem Hügel mit Blick auf die Vogesen liegt der Hof Egglisgraben. Die pure Idylle. Das dachte sich auch Corinne Höhn als sie den Pferdehof und das dazugehörige Restaurant im Jahr 2009 von der Gemeinde Muttenz BL übernahm. Keine zwei Jahre später sollte es mit der Idylle aber vorbei sein.

Jahrelanger Abbau

Mitte 2011 kam der erste von insgesamt zehn Salzbohrtürmen zu stehen, knapp 200 Meter vor Höhns Haustür. Was sie beim Kauf des Grundstücks nicht wusste, war, dass die Schweizer Salinen Bohrungen direkt vor ihrem Restaurant geplant hatten.

Nach Bohrbeginn blieben die Tische der schmucken Beiz leer. Es habe sich herumgesprochen, dass Lärm und Bauverkehr auf der Restaurantterrasse unerträglich seien, so Höhn.

Bohrlärm rund um die Uhr

Aufgrund der ständigen Vibrationen bei den Bohrungen entstanden Risse im Mauerwerk, wie Höhn behauptet. Zweifelsfrei belegen kann sie dies allerdings nicht, auch wenn ein selbst in Auftrag gegebenes Gutachten Hinweise darauf fand. Ein zweites, gemeinsam mit den Salinen in Auftrag gegebenes Gutachten, beweise genau das Gegenteil, wie die Salinen auf Blick-Anfrage erklären.

Doch die Risse waren nicht das grösste Problem. Die Emissionen, die die Bohrstellen verursachten, wogen viel schwerer, sagt Höhn. Die Salinen sollen rund um die Uhr in der Nähe des Egglisgrabens gebohrt haben. An Schlaf war in dieser Zeit nicht zu denken. Mehrmals beschwerte sie sich deshalb in der Nacht vor Ort bei den Bauarbeitern und rief einmal gar die Polizei an: «Nach kurzem Unterbruch lag zwei Tage später die Ausnahmebewilligung für die Salinen vor – und es ging im 24-Stunden-Rhythmus weiter.»

Pferde reagieren panisch

Als ob das nicht schon schlimm genug für Höhn gewesen wäre, entwickelten ihre geliebten Pferde Koliken und Verhaltensauffälligkeiten, wie sie sagt. Sie vermutet, dass die Vibrationen und der Lärm der Auslöser dafür waren. In den Pferdeställen präsentiert sich ein bedenkliches Bild: Die Wände der Boxen wurden von den Pferden kaputt geschlagen, sogar mehrere Zentimeter tief in die Wand. Fünf Tiere mussten eingeschläfert werden.

Nach den Verlusten im Restaurant brach der passionierten Reitlehrerin Höhn dadurch auch ihr zweites Standbein weg. Ab diesem Zeitpunkt konnte sie keine Reitkurse mehr anbieten. Ein schwerer Schlag. Finanziell und emotional.

Die Salinen begegneten Höhns Unmut mit einer Charmeoffensive. Zweimal sollen ihr in dieser Zeit mittlere fünfstellige Beträge überwiesen worden sein, wie sie erzählt. Weit weniger, als der Schaden, den sie stets geltend gemacht habe.

David gegen Goliath

Höhn entschloss sich deshalb, die Salinen zu betreiben – und verlangte eine Million Schadenersatz. Die Betreibung zog sie zurück, im Austausch für die Bohrprotokolle, wie sie sagt. Nur: «Diese kamen nie bei mir an.» Höhn hoffte, mit den Protokollen beweisen zu können, dass Fehler bei den Bohrungen gemacht wurden. «Dass mir diese Protokolle verweigert wurden, weist darauf hin, dass die Salinen bei den Bohrungen vor meiner Haustür etwas zu verbergen haben», sagt Höhn.

Sie fühlt sich über den Tisch gezogen. In ihrer Verzweiflung gelangt Höhn mit einer neuen Baugesetzbeschwerde bis vor Bundesgericht. Im August dieses Jahres dann der endgültige Nackenschlag: Das Bundesgericht tritt nicht auf ihre Beschwerde ein. Diese sei zu spät eingegangen, zudem gäbe es kein schutzwürdiges Interesse. Ein Hohn für Höhn. Sie behauptet, das Urteil sei eine rein politische Entscheidung.

Rechtliche Schritte angedroht

Die Salinen gehen grösstenteils nicht auf die Fragen ein, die Blick zum Fall Höhn stellte. Stattdessen holt das Unternehmen zum Gegenschlag aus: Via Anwalt lassen die Salinen ausrichten, dass Corinne Höhn seit Jahren Medien für sich zu instrumentalisieren versuche. Mehr noch: Bei einer Publikation der Geschichte drohen rechtliche Schritte, so die Salinen.

Corinne Höhn lässt sich aber nicht einschüchtern und engagiert sich weiterhin. Sie sagt: «Ich möchte verhindern, dass Menschen weiterhin unter den Salinen leiden. Sie sollen endlich Verantwortung übernehmen.»

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