19-Jähriger brach Thomas B. vor Gericht die Nase
Jetzt spricht der Prügel-Stiefsohn

Nachdem seine Mutter verurteilt wurde, schlug Rachid S. vor den Augen aller seinem ehemaligen Stiefvater ins Gesicht. Jetzt muss er die Schweiz möglicherweise verlassen.
Publiziert: 15.09.2022 um 14:36 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2022 um 21:48 Uhr
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Rachid S. schlug seinen Ex-Stiefvater vor dem Gerichtsgebäude mit der Faust ins Gesicht.
Foto: BLICK / Beat Michel

Als seine Mutter den Prozess gegen seinen Stiefvater verliert, sieht Rachid S.* (19) schwarz. In einer Kurzschlussreaktion schlägt er Thomas B.* (56) nach dem Prozess mit der Faust ins Gesicht – mitten am Tag, auf dem Vorplatz des Strafjustizzentrums Muttenz BL. Doch auf eine Entschuldigung wartet der Ex-Stiefvater vergeblich. Jetzt schildert der junge Mann seine Sicht des Vorfalls in der «BZ Basel».

Seine Mutter Aicha B.* (39) hatte ihren Ex-Mann wegen einer angeblichen Vergewaltigung angezeigt, dieser wurde aber wegen einer entlastenden Tonaufnahme freigesprochen. Thomas B. verklagte sie danach wegen Falschanschuldigungen – mit Erfolg. «Ich sah, wie meine Mutter unglücklich aus dem Gerichtsgebäude kam und wie mein Stiefvater lachte», sagt der junge Mann. Seine Tante habe ihm dann gesagt, dass seine Mutter zehn Monate ins Gefängnis müsse. «Das war zu viel für mich!»

Rachid S. schreitet schnell zur Tat und bricht seinem ehemaligen Stiefvater die Nase. Aicha B. packt daraufhin ihren Sohn und ihre Schwester – die drei fahren mit quietschenden Reifen davon, noch bevor die Polizei ankommt.

Ausraster basierte auf einem Missverständnis

Dabei war die Aussage der Tante falsch. Sie hatte das Urteil falsch verstanden. Die Mutter musste Thomas B. lediglich eine Genugtuung leisten, die Freiheitsstrafe von zehn Monaten war bedingt. Thomas B. zeigte seinen ehemaligen Stiefsohn wegen einfacher Körperverletzung an, doch es kommt noch schlimmer. «Wir beabsichtigen, die Aufenthaltsbewilligung zu widerrufen und Sie aus der Schweiz wegzuweisen», heisst es in einem Schreiben vom Migrationsamt.

Für den jungen Rachid S. ist diese Vorstellung der absolute Albtraum. «Wenn ich nach Marokko zurückmuss, wäre das katastrophal», sagt er. «Dort habe ich keinen Job, keine Freunde, keine Familie, die mich aufnehmen möchte.» Der Teenager hat kaum eine Verbindung zu dem Land. Er hofft auf eine zweite Chance.

Seit dem Vorfall hatten Ex-Stiefvater und Sohn keinen direkten Kontakt zueinander. Das Verhältnis von Rachid S. zu Thomas B. sei schon immer kompliziert gewesen. Immerhin zeigt der junge Mann sich heute einsichtig. «Ich weiss, dass ich meinen Stiefvater nicht hätte schlagen dürfen», sagt er. Trotzdem bleibt er dabei: «Ich könnte mich schon bei ihm entschuldigen, doch es käme nicht von Herzen.» (jwg)

* Namen geändert

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