«Bad Surgeon» stürmt Netflix-Charts – Protagonist Paolo Macchiarini wuchs in Basel auf
Star-Chirurg implantierte Patienten nutzlose Plastik-Luftröhren

Der Italiener Paolo Macchiarini galt als Visionär und wurde für seine Transplantationstechnik gefeiert. Seine Patienten starben allerdings fast alle kurz nach der OP. Eine Netflix-Doku zeigt nun die Geschichte des Chirurgen, der in der Schweiz aufgewachsen ist.
Publiziert: 05.12.2023 um 20:33 Uhr
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Seine Transplantationstechnik bescherte dem Italiener Paolo Macchiarini internationalen Ruhm.
Foto: Netflix
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Carla De-VizziRedaktorin News

Vor zehn Jahren galt er noch als gefeierter Star-Mediziner – heute steht sein Name für einen der grössten Skandale in der medizinischen Ethik: Der italienische Chirurg Paolo Macchiarini (65) implantierte mindestens acht Patienten nutzlose Plastik-Luftröhren – sieben von ihnen starben innerhalb kürzester Zeit qualvoll. Während der Mediziner, der 2022 in Schweden wegen Körperverletzung schuldig gesprochen wurde, im Gefängnis sitzt, bewegt die Netflix-Dok «Bad Surgeon» (zu Deutsch: schlechter Chirurg) aktuell die Netflix-Nutzer. In der Schweiz belegt der Dreiteiler momentan Platz 3 der Netflix-Charts.

Was in der Serie nicht zur Sprache kommt: Macchiarini wurde als Sohn von Italienern in Basel geboren. Wie «Vanity Fair» berichtet, ist er hier zur Schule gegangen, bevor er in Pisa sein Studium begann. Seine Kindheit beschrieb er in früheren Interviews als schwierig, in der Schule habe er sich als ständiger Aussenseiter gefühlt.

Das änderte sich, als er mit seinem neuen Operations-Verfahren im Bereich der regenerativen Medizin zum aufstrebenden Star wurde. Der Italiener entwickelte die erste künstliche Luftröhre. Das Platstikstück badete er nach eigener Aussage in Stammzellen des jeweiligen Patienten, was dazu führen sollte, dass sich Gewebe rund um das Kunststoffröhrchen bildet. 

Er tourte durch die Operationssäle der Welt

Sein Verfahren schlug ein wie eine Bombe und verschaffte ihm attraktive Job-Angebote in den Operationssälen der Welt – unter anderem in Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland, Russland und zuletzt Schweden war sein chirurgisches Können gefragt. Am renommierten Karolinska-Institut (KI) in Schweden, wo der Nobelpreis für Medizin vergeben wird, ging er jahrelang ein und aus. 

Was diejenigen, die ihn vergötterten, nicht wussten: Macchiarini hatte seine Transplantationserfolge in wissenschaftlichen Veröffentlichungen nicht nur stark geschönt oder teilweise gefälscht, sondern sein Verfahren auch nur unzureichend an Tieren getestet. 

«Dieser Typ hat Menschen verstümmelt»

Als zunehmend Patienten über Komplikationen nach der Operation klagten, begann seine Fassade zu bröckeln. 2014 legten Kollegen von Macchiarini schliesslich offiziell Beschwerde gegen ihn ein, woraufhin ein Jahr später eine externe Untersuchung gegen ihn eingeleitet wurde. 2016 erreichte der Skandal seinen Höhepunkt: Journalisten des schwedischen Fernsehsenders SVT deckten auf, dass zwei von drei Patienten nach den Operationen in Stockholm gestorben waren.

Die Nachricht sorgte für einen grossen Aufschrei und brachte erneut Untersuchungen ins Rollen. Kurze Zeit später wurde Macchiarini entlassen. Wie die Netflix-Doku nun ans Licht bringt, sind insgesamt sieben Menschen an den Folgen der Eingriffe des vermeintlichen «Super-Chirurgen» gestorben. 

Obwohl Macchiarini 2022 schuldig gesprochen wurde, musste er nicht ins Gefängnis. Er bekam zwei Jahre auf Bewährung, viele hielten das Strafmass für zu gering. Unter anderem auch Macchiarinis ehemaliger Kollege am Karolinska-Institut, Matthias Corbascio: «Manche Leute gehen für fünf Jahre ins Gefängnis, weil sie ihre Steuern nicht bezahlen. Dieser Typ hat Menschen verstümmelt.»

Im Juni 2023 verurteilte das Stockholmer Berufungsgericht den Arzt in zweiter Instanz wegen schwerer Körperverletzung in allen drei Fällen zu zweieinhalb Jahren Haft. 

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