«Habe diesen Sommer eine Strick-Tour-de Suisse organisiert»
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Community wird immer grösser:«Habe diesen Sommer eine Strick-Tour-de Suisse organisiert»

Auch Schweizerinnen schwingen online die Nadeln
Lismen erobert Instagram

Das entschleunigende Handwerk liegt auch bei jüngeren Generationen im Trend. Mittlerweile gibt es sogar Strick-Influencerinnen.
Publiziert: 16.10.2022 um 09:41 Uhr
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Lismen liegt im Trend: Das bestätigt Anna Liechti, Inhaberin eines Onlineshops für Wolle.
Foto: Siggi Bucher
Dana Liechti

Seit der Pandemie greifen immer mehr Menschen zu den klimpernden Nadeln: Lismen liegt im Trend. Auch die jüngeren Generationen begeistern sich zunehmend für das Handwerk. Nun ist das Phänomen auch in den sozialen Medien angekommen. Unter dem Hashtag #instaknitters (dt. In-sta-Stricker) teilen strickbegeisterte Menschen aus aller Welt Hunderttausende Fotos und Videos von ihren wolligen Werken, der Hashtag #knitstagram zeigt gar über vier Millionen Beiträge an. Und unter #socktober wird gerade Sockenpaar um Sockenpaar präsentiert.

Auch Schweizerinnen mischen mit – und inspirieren auf Instagram andere für das entschleunigende Hobby. Eine der erfolgreichsten hiesigen Strick-Influencerinnen ist Simone Ryan (29). Unter dem Namen «rust_knitwear» veröffentlicht die in Zürich lebende Luzernerin Strickanleitungen und stimmungsvolle Bilder von Pullovern, Schals und Mützen in Kupfer-, Beige- und Grautönen. Aus dem anfänglichen Hobby ist mittlerweile ein (Teilzeit-)Job geworden: Ihr erstes Foto lud die zweifache Mutter im Frühling 2020 auf die App, mittlerweile begeistert sie mit ihren Beiträgen knapp 24'000 vorwiegend weibliche Follower.

Ryans Profil ist der beste Beweis dafür, dass Lismen alles andere als verstaubt ist. Das sei denn auch ihr Ziel, sagt sie: «Ich will zeigen, dass etwas Handgemachtes auch modern, schön und elegant aussehen kann – und wieder ein Bewusstsein dafür schaffen, wie viel Arbeit in einem Kleidungsstück steckt.» Letzteres gehört in Zeiten von Fast Fashion längst nicht mehr zum Allgemeinwissen, ganz anders als früher.

Lismen hat sich verändert

Ihr Grosi übrigens finde das Instagram-Engagement der Enkelin «cool», sagt Ryan. Auch wenn die neue Generation nicht mehr gleich lismet: «Wir nutzen andere Muster und Techniken und kaufen unsere Wolle online statt im Lädeli.»

Zum Beispiel bei Anna Liechti (34). Die St. Gallerin hat in der Pandemie mit grossem Erfolg einen Online-Shop für Wolle aufgebaut. Auch sie gehört zu jenen, die auf Instagram fürs Lismen begeistern: Auf ihrem Account «Wolle7.ch» teilt sie aktuelle Angebote, Tipps und sorgfältig in- szenierte Bilder von eigenen Werken.

Die App sei praktisch, um sich Anregungen fürs nächste Projekt zu holen oder zu schauen, wie andere ihre selbst gemachten Pullis kombinieren, sagt Liechti. «Und es kommt oft vor, dass mehrere Personen am gleichen Muster stricken und sich via Nachrichten oder Hashtags darüber austauschen. Wir sind eine sehr unterstützende Community.» Der Austausch macht aber nicht am Handybildschirm halt: «Dank Instagram sind schon viele Freundschaften entstanden.»

Immer wieder treffen sich die angefressenen Lismerinnen auch persönlich, um zusammen zu stricken. So wie es schon ihre Grossmütter getan haben.

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