Hektik herrsche am Klimagipfel, sagt Bernd Nilles, der selbst in Glasgow weilt. Der Grund: Während die Extremwetterereignisse immer spürbarer würden, verfehlten die Staaten ihre Klimaziele seit Jahren. Zwar monierte Bundespräsident Guy Parmelin am Montag in seiner Rede, es werde zu wenig getan. «Ob diese Botschaft aber bei allen Regierenden und in der Schweiz selbst angekommen ist, wage ich zu bezweifeln», so Nilles, Präsident von Alliance Sud, der entwicklungspolitischen Arbeitsgemeinschaft sechs Schweizer Hilfswerke.
Auch die Schweiz hat viel versprochen: Bis 2050 will sie klimaneutral sein. Nur, auf Kurs ist die Eidgenossenschaft nicht. Wie genau sie das ehrgeizige Ziel erreichen will, muss nach Ablehnung des CO2-Gesetzes erst wieder neu verhandelt werden. Im September hat der Bund die Eckwerte für die künftige Klimapolitik festgelegt. «Die darin enthaltenen Massnahmen, im Zusammenspiel mit dem technologischen Fortschritt und der Dynamik in diversen Bereichen, erlauben es, am Reduktionsziel von 50 Prozent bis 2030 festzuhalten», hält das Bundesamt für Umwelt fest. Die Vorlage muss aber im Dezember noch in die Vernehmlassung. Erst dann beschäftigt sich das Parlament damit.
Während die Schweiz in Schottland grosse Taten von den Staaten fordert, reiste sie ihrerseits mit leeren Händen an, was die nationale Klimapolitik angeht. «Leider hat unsere Delegation nur ein schwaches Mandat – da zu Hause noch der politische Wille fehlt», sagt Bernd Nilles. Er ist sicher: Würden alle Delegationen ihren Spielraum nutzen, um ambitionierte Ziele zu erreichen, könnten sie an der COP26 viel erreichen. Da die Schweiz mit ihrer zögerlichen Politik in Glasgow aber nicht alleinsteht, sieht es für die Klimazukunft düster aus.