Sex zum Schnäppchenpreis. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ohne Konsumpflicht am Tresen. Und man spart sich auch den Gang ins Bordell. Onlyfans liefert gegen ein paar Stutz im Monat Selfmade-Pornografie frei Haus. Doch offenbar stellt der britische Webdienst keine wirkliche Konkurrenz fürs Schweizer Rotlichtmilieu dar, bestätigen Insider gegenüber Blick. Im Gegenteil.
Seit 17 Jahren vermietet «Clementine» Apartments an Prostituierte. Zurzeit verfügt sie über elf Wohnungen in der Ostschweiz. Sie kennt das Geschäft aus dem Effeff. «Seit zwei, drei Jahren verschieben immer mehr Mädchen ihr Gewerbe ins Internet. Ich finde Plattformen wie Onlyfans super», sagt die Betreiberin von sex-bijoux.ch. Es sei ein zusätzliches Angebot für die Prostituierten. Das Gewerbe als solches würde aber nicht beeinträchtigt. Angeschafft würde nach wie vor.
«Clementine» kämpft für mehr Akzeptanz des Sexberufs. «Ich befürworte die legale Prostitution.» Die Jugend sei Gott sei Dank auch schon viel offener. Das könne man auch auf den Plattformen verfolgen. «Ich finde nichts Schlimmes dabei», sagt «Clementine», «ich kenne viele, die vorher etwas anderes machten und seit der Pandemie auf Onlyfans etwas dazuverdienen.» Die Plattform biete ja auch Sicherheiten.
«Onlyfans führt zu einer grossen Vereinsamung»
Weniger positiv sieht Roman Waser die Digitalisierung der Erotik. «Die Nutzer suchen keinen Körperkontakt. Ich finde das alles sehr unpersönlich und ich glaube, das führt zu einer grossen Vereinsamung», sagt der Besitzer des Sex-Parks in Oberentfelden AG, «doch eine Konkurrenz ist Onlyfans nicht.»
Es gäbe viele einsame Menschen in der Schweiz, so Roman Waser, «im Süden ist das anders. Dort spielen die Familien eine grosse Rolle.» Seine Gäste würden menschliche Nähe suchen.
Viele Prostituierte wollen nicht im Netz erkannt werden
Die digitale Welt sei ganz klar in der Sexarbeit angekommen, bestätigt auch Rebecca Angelini, Geschäftsleiterin vom Netzwerk Prostitution Collective Reflexion (ProCoRe) in Genf. «Es werden viele Kanäle genutzt, um beispielsweise Kontakte zu knüpfen.» Das nationale Netzwerk Schweizer Beratungsstellen für Sexarbeitende selbst würde die Prostituierten nicht mehr nur in Bordellen oder auf der Strasse aufsuchen, sondern gezielt auch im Netz suchen.
«Unsere klassische Zielgruppe sind Migrantinnen. Wir leisten Gesundheitsprävention, informieren sie über ihre Rechte auf. Nicht alle diese Frauen haben die Möglichkeiten, sich beispielsweise offiziell auf Onlyfans anzumelden. Viele fürchten auch, irgendwann im Netz erkannt zu werden.»
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