Am Wochenende beginnen in einigen Kantonen die Sportferien. Dann heisst es für viele Schweizer: ab auf die Piste. Doch eine Auswertung des Bundesamtes für Unfallverhütung (BFU) zeigt: So viele Menschen wie jetzt haben sich beim Schneesport noch nie verletzt.
Das Kantonsspital Graubünden in Chur ist eines von zwölf Traumazentren der Schweiz. Das Personal beobachtete über die Feiertage im Winter eine Zunahme von 30 Prozent an verletzten Skifahrern. «Das sind so viele Wintersportverletzte wie noch nie in unserem Spital», sagt Christoph Sommer, Chefarzt Unfall- und Allgemeinchirurgie zur «Aargauer Zeitung».
52'000 Skifahrer kamen zu Schaden. Die meisten tragen Verletzungen am Knie infolge von Stürzen davon. 9000 Snowboarder und 6000 Schlittler verletzten sich. Dadurch, dass Skigebiete nur im Winter geöffnet sind, kommt man auf 333 Skiunfälle pro Tag. Da das Gebiet nur tagsüber ein paar Stunden geöffnet ist, bedeutet das, dass statistisch gesehen alle zwei Minuten jemand beim Skifahren verunfallt.
Kunstschnee sorgt für Zunahme an Unfällen
«Es gibt Tage, da kommen 40 Verletzte ins Spital», sagt Sommer besorgt. Schwere Verletzungen tragen vor allem Skifahrer davon. Arm- und Beinbrüche zählen zu den leichten Verletzungen. «Über 90 Prozent der Unfälle auf der Piste sind Selbstunfälle», schreibt das BFU. In den Jahren zwischen 2016 und 2020 haben 35 Wintersportler ihr Leben in den Bergen verloren. Drei davon beim Skifahren, 12 bei Touren.
Der Grund dafür sei Kunstschnee, ist das BFU überzeugt: «Je weniger Schnee und je schöner das Wetter, desto mehr Unfälle gibt es.» Kunstschnee hat eine dichtere und härtere Konsistenz als natürlicher. «Die Verletzungsgefahr dürfte also aufgrund der höheren Kräfte, die auf den Körper einwirken, schwerer sein.» Auch werden die Pistenwege schmaler, wenn Schnee fehlt, und es kommt zu Stau. «In schneearmen Wintern sind es die schmalen Pisten, die zu Kollisionen führen», sagt Philipp Ramseyer vom Pistenrettungsdienst in der Lenzerheide zu Blick.
Ein weiterer Aspekt, der für Unfälle sorgt, sei die Überschätzung des Könnens. «Wenn man Andri Ragettli im Fernsehen sieht und man seine Tricks nachmachen will, sie aber nicht beherrscht, kann man von fünf Metern Höhe auf den Boden knallen», so Sommer. Dabei ist Ragettli Profi und weiss, was er kann.
Allein diesen Winter 560 Rega-Einsätze
Auch bei der Rega werden mehr Skiunfälle bemerkt. David Suchet, Mediensprecher der Rega, rechnet zur Ferienzeit und bei schönem Wetter mit vermehrten Unfällen, sagt er zur «Aargauer Zeitung». Allein vom 1. Dezember 2023 bis zum 15. Januar hatte die Rega 560 Einsätze wegen verunfallten Wintersportlern. Das Jahr davon waren es nur 345.
Am Inselspital Bern stellt man keine steigende Tendenz fest. Die Anzahl der Schwer- und Schwerstverletzten liege bei ihnen auf dem Vorjahresstand, sagt Daniel Saameli auf Anfrage der Zeitung. (jwg)
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