Wenn die Worte nicht so wollen, wie sie sollten: Rund 5000 Menschen in der Schweiz verlieren pro Jahr, zumindest teilweise, die Fähigkeit zu sprechen. Über die Krankheit Aphasie wird wenig gesprochen, berühmte Persönlichkeiten wie die Schauspielerinnen Sharon Stone (64) und Emilia Clarke (35) oder «Die Hard»-Superstar Bruce Willis (67) bringen Aphasie aber immer wieder auf die grosse Bühne – zumindest für kurze Zeit.
«Es ist gut, wenn berühmte Personen über ihre Aphasie sprechen, das regt andere Menschen zum Denken an», sagt Sandra Speiser (59). Sie ist selbst Aphasikerin. Mit Blick sprach sie über die Krankheit. Aufklärung zu betreiben, sei wichtig. Denn oftmals wüssten die Menschen gar nicht, was es mit dieser Krankheit auf sich hat. «Wenn man dann nicht reden kann, gucken sie nur komisch», sagt sie.
Wenn der Backofen zur Badewanne wird
Vor 16 Jahren wollte Speiser eigentlich nur die Strasse überqueren. Es war dunkel und nass, ein Auto erfasste sie. Speiser schlug mit dem Kopf auf die Randsteinkante auf – an viel mehr kann sie sich nicht mehr erinnern. «Als ich wieder aufwachte, wusste ich, dass etwas nicht stimmt. Nichts hat funktioniert», sagt sie. Eine Diagnose war schnell gestellt.
So richtig realisiert, was Aphasie für sie und ihr Leben bedeutet, hat Speiser erst in der Logopädie. «Die Logopädin legte mir ein Blatt hin, und ich sollte lesen. Doch ich habe nicht mal mehr gewusst, was Lesen heisst.» Die Logopädin sagte Speiser, dass es «wohl Jahrzehnte dauern wird», bis sie all ihre Fähigkeiten wiedererlangt haben würde. «Als ich meinen Mann sah, fragte ich ihn: ‹Was sind Jahrzehnte?›. Er musste mir den Begriff erst mal erklären.»
Unter Aphasie versteht man eine erworbene Sprachstörung. Sie tritt nach einer Schädigung der sprachdominanten Hirnhälfte auf. Es gibt unterschiedliche Schweregraden der Störung und führt nicht in jedem Fall zum gänzlichen Verlust der Sprache. Betroffene haben gemäss «Aphasie Suisse» Probleme mit dem Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben. Die häufigste Ursache für eine Aphasie ist ein Schlaganfall. Sie kann aber unter anderem auch durch eine Schädelhirnverletzung nach einem Unfall, einen Hirntumor oder eine Hirnhautentzündung entstehen. Eine Erholung der Sprachstörung ist möglich, hängt jedoch von der Schwere und dem Ort der Hirnverletzung ab.
Unter Aphasie versteht man eine erworbene Sprachstörung. Sie tritt nach einer Schädigung der sprachdominanten Hirnhälfte auf. Es gibt unterschiedliche Schweregraden der Störung und führt nicht in jedem Fall zum gänzlichen Verlust der Sprache. Betroffene haben gemäss «Aphasie Suisse» Probleme mit dem Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben. Die häufigste Ursache für eine Aphasie ist ein Schlaganfall. Sie kann aber unter anderem auch durch eine Schädelhirnverletzung nach einem Unfall, einen Hirntumor oder eine Hirnhautentzündung entstehen. Eine Erholung der Sprachstörung ist möglich, hängt jedoch von der Schwere und dem Ort der Hirnverletzung ab.
«Meine Logopädin hat mir das immer anhand von Schubladen erklärt. Es ist zwar alles noch da im Kopf, aber meine Schubladen sind unordentlich. Mein Auftrag ist es, diese Schubladen wieder zu ordnen.» So einfach gestaltet sich das allerdings nicht. «Leider habe ich nicht nur zwei Schubladen hier oben, sondern ganz viele. Sonst wäre ich ja schon längst fertig.»
Heute kann Speiser beinahe ohne Probleme kommunizieren, ein Grossteil der Schubladen scheint wieder in bester Ordnung zu sein. Im Gespräch fällt ihre Aphasie kaum auf. «Manchmal verwechsle ich noch immer Wörter. Dann sage ich Backofen statt Badewanne und der Rasenmäher wird zum Staubsauger», erklärt sie.
Von vier Sprachen ist eine geblieben
Vier Sprachen hat die ehemalige Sekretärin fliessend gesprochen: Deutsch, Französisch, Italienisch und Dänisch. Erstere kam beinahe vollständig zurück, Letztere fehlt noch immer völlig. Das Schlimmste für sie ist, dass sie nicht mehr arbeiten kann.
Doch nicht alles sei schlechter geworden, meint Speiser. Sie sei stärker geworden, wobei auch ein Zitat von Sharon Stone geholfen habe. «Sie hat gesagt, dass sie jetzt stärker, schroffer und direkter sei. Und das trifft genau auf mich zu. Ich habe jetzt auch diese Gelassenheit, Probleme einfach Probleme sein zu lassen.»