Der dreifache Familienvater Selvarajah Selliah (57) aus Unterägeri ZG tippte bei Euromillions fünf Richtige. Weil er den Abholschein nicht verstand, fragte er seinen besten Freund Amit F.* (59) – doch das war keine gute Idee. Statt den Gewinn abzuholen und zu übergeben, behielt dieser die 43'644 Franken (Blick berichtete). Immerhin: Amit F. wurde rechtskräftig wegen Veruntreuung verurteilt. Doch wie kommt Selliah jetzt zu seinem Geld?
Als Blick den Hilfskoch und seine Frau besuchte, war er ratlos. Im Strafbefehl wird für seine Forderung auf den Zivilweg verwiesen. «Ich habe keine Ahnung, was das heisst», sagte Selvarajah Selliah. «Ich muss einen Freund fragen.»
Hilfe in Sicht!
Doch das braucht es jetzt nicht mehr. Kompetente Hilfe ist bereits in Sicht – und das gratis! Rahel Raeber (40) aus dem gleichen Dorf meldete sich, nachdem sie den Artikel im Blick am Samstag gelesen hatte. Sie arbeitet als Anwaltsassistentin einer grossen Anwaltskanzlei und kennt den Vorgang einer Zivilklage. Sie sagt: «Natürlich biete ich meine Hilfe unentgeltlich an. Ich werde die Familie unterstützen.»
Rahel Raeber hat ein grosses Herz für Menschen, die schlecht behandelt werden. «Ich kann keine Ungerechtigkeiten an mir vorbeiziehen lassen, ohne mindestens meine Hilfe anzubieten. Dabei spielt es mir keine Rolle, aus welcher Gesellschaftsschicht die Geschädigten stammen – oder welche Hautfarbe sie haben», sagt sie. Hinzu kommt, dass sie eine Lokalpatriotin ist. «Ich fühle mich vor allem den Menschen aus Unterägeri und der Region verpflichtet.»
Grosses Dankeschön
Am Sonntag arbeitete Selvarajah Selliah, darum kam es noch zu keinem Treffen mit der Anwaltsassistentin. Am Telefon aber drückte er bereits seine Freude aus. Er sagt zu Blick: «Ich bedanke mich herzlich, dass sich die Frau für uns einsetzt. Ich habe so viele Fragen ohne Antworten. Ich will ja alles richtig machen.»
Rahel Raeber ist im Fall von Selvarajah Selliah zuversichtlich. Sie erklärt: «Der Veruntreuer hat ja den Strafbefehl bereits akzeptiert, die Schuld ist also erwiesen.»
Grosse Enttäuschung
Am meisten schmerzt den Hilfskoch, dass er von seinem besten Freund Amit F.* um den Lottogewinn gebracht worden war. «Ich werde nie verstehen, wie man so etwas machen kann. Und dann hat er auch noch lange abgestritten, dass mir der Gewinn zusteht. Er hat sich noch nicht einmal bei uns entschuldigt. Er hat alles Geld ausgegeben, wobei wir nicht wissen, wofür.»
Amit F. weigerte sich, gegenüber Blick Stellung zu beziehen. Auch sein Anwalt äussert sich nicht zu seiner Verteidigungstaktik.
Falsch kann Selliah jetzt jedenfalls nichts mehr machen, er kann nur noch gewinnen. Auch wenn Amit F. die 43'644 Franken ausgegeben hat, wird er nach einem allfälligen Schuldspruch mittelfristig einen grossen Teil zurückzahlen müssen.