Tausende Menschen in der Schweiz decken sich derzeit aus Angst vor einer drohenden Energiekrise mit Elektro-Öfeli ein. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Nachfrage nach Heizkörpern im Juli um 398 Prozent gestiegen, teilte diese Woche der Online-Händler Digitec Galaxus mit.
Die Angst der Käufer: Ein möglicher drohender Gasmangel im Winter. Wegen des Kriegs in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland lässt Russlands Präsident Wladimir Putin (69) derzeit die Muskeln spielen. Nur gerade 20 Prozent der üblichen Gasmenge fliesst nach Europa. Wenn Russland den Gashahn ganz zudreht, wird es im Winter schnell ungemütlich – und schlimmstenfalls kalt in der heimischen Stube.
Experten warnen nun aber vor dem grossflächigen Einsatz der Öfeli. Der Einsatz Tausender elektrischer Notheizungen könne «zu grosser Instabilität für den Energiehaushalt der Schweiz führen», sagt Michael Frank zur «Sonntagszeitung».
Auch Backofen-Heizung denkbar
Der Direktor des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) fürchtet, dass der Stromkonsum durch den massenhaften Einsatz der Öfeli «massiv zunehmen» wird. «Dann hätten wir nicht nur beim Gas, sondern bald auch beim Strom ein grosses Problem.»
Die Gefahr sei gross, dass die Speicherseen schneller geleert werden würden. Diese seien aber zentral für die Stromversorgung im Winter. Deshalb rate man davon ab, Elektro-Öfeli zur Heizung zu verwenden.
Experten befürchten zudem, dass manche auf die Idee kommen, ihre Wohnung mithilfe des Backofens zu heizen. Doch diese verschlingen genau gleich viel Strom.
Verbot von Elektro-Öfeli?
Rund 300'000 Haushalte in der Schweiz heizen mit Gas. Wie diese ihre Stube bei einem Gasausfall warm halten, ist nicht geklärt. Auf Anfrage der «Sonntagszeitung» schieben sich die Behörden die Frage gegenseitig hin und her. Das Bundesamt für Landesversorgung (BWL) teilt schliesslich mit, der Bundesrat werde sich demnächst mit dieser Frage auseinandersetzen.
Auch die Behörden warnen vor dem Einsatz von Heiz-Öfeli. Diese würden «die Situation verschärfen» Theoretisch könnte der Bundesrat solche elektrischen Notheizungen auch verbieten. Wie dieses Verbot allerdings umgesetzt und kontrolliert werden soll, ist unklar.