Das Kalea in Brissago TI und das Fischerhaus in Kreuzlingen TG haben einiges gemeinsam. Direkte Seenähe. Blick auf ein europäisches Nachbarland. Und eine grosse Terrasse. Die darf wieder herausgeputzt werden. Denn Bern gibt ab Montag grünes Licht für den Restaurantbetrieb im Freien.
Sven Hofmann (44) schwenkt am Sonntag den Laubbläser über die Granitplatten am Lago Maggiore. Tische werden abgewischt, Stühle gerückt, Gläser poliert, das Spezialitätenmenü neu aufgestellt. Das Kalea, was auf Hawaiianisch «Glück» oder «Freude» heisst, will seinem Namen alle Ehre machen. Über 100 Personen haben hier an der Seepromenade Platz. Italiens Grenzen sind noch dicht. Das treibe Schweizer Feriengäste in die Sonnenstube – auch ins Kalea, so der Chef.
«Wir haben Reservierungen bis im Juli»
«Wir haben unzählige Anfragen. Für die nächsten Wochenenden sind unsere Tische ausgebucht. Reservierungen liegen sogar bis in den Juli hinein vor», sagt der gebürtige Ostfriese. Schon im Sommer 2020 sei der Gästeandrang kaum zu bremsen gewesen. «Wir mussten bis zu 50 Leute am Abend wegen Überfüllung fortschicken», sagt Sven Hofmann. Dieses Jahr werde es sicher ähnlich sein.
Die Pandemie sei auch eine Chance, sagt Sven Hofmann, «weil sie nicht ins Ausland reisen, lernen viele Schweizer das eigene Land kennen». Bis zur Lockerung hielt sich das Kalea mit Edel-Take-away über Wasser. Jetzt darf die Trüffelpasta auch wieder am Tisch serviert werden.
Alles bereit auch am Bodensee
Gleiches Bild am anderen Ende der Schweiz, in Kreuzlingen. Im Fischerhaus krempelt Reto Eppenberger (47) die Ärmel hoch. Seit 21 Jahren ist er der Pächter am Bodensee. Er und sein elfköpfiges Team haben am Sonntag zum Feinschliff angesetzt, um am Montag die ersten Gäste seit bald vier Monaten zu empfangen. «Viel Geld werden wir wohl in den ersten Wochen noch nicht verdienen können. Wir arbeiten uns aber gut ein und sind bereit, wenns dann so richtig losgeht.»
«Wir wollen unseren Gästen die Möglichkeit geben, ein Bier zu trinken, ihnen zeigen, dass es wieder aufwärtsgeht. Wir alle freuen uns darauf, dieses Stück Normalität zurückzubekommen.» Zu Spitzenzeiten arbeiten in der Gaststätte bis zu 70 Personen. Reto Eppenbergers Blick schweift über die Terrasse und den See hinweg auf das deutsche Konstanz. Dort gelten seit dem Wochenende sogar Ausgangssperren.
Im Aussenbereich des Restaurants samt Biergarten können 300 Gäste gleichzeitig bewirtet werden – an einem sonnigen Samstag werden hier rund 1000 Mahlzeiten zubereitet. Zu Corona gesellt sich ein weiteres Risiko: Regen! «Bei Schlechtwetter haben wir zu», sagt der Thurgauer Wirt – und bleibt optimistisch.
Für Eppenberger ist wichtig, dass es endlich wieder losgeht. «Man fällt schnell in eine gewisse Lethargie. Ich musste mir einen festen Tagesablauf einrichten und mich jetzt schon fast zwingen, wieder Gas zu geben. Ich fühle mich ein wenig eingerostet.»
Auch wenn sich das Öffnen kaum lohne, freut er sich: «Würde ich streng wirtschaftlich denken, müsste ich gar nicht erst aufmachen. Aber wir sind voller Tatendrang und freuen uns, dass es endlich wieder losgeht!»