Affoltener Dorf-Original Fred F. (†83) bringt im Spital seine Frau (†83) und sich selber um
Er wich tagelang nicht von ihrer Seite

Die tragische Geschichte von Fred (†83) und Annagret F. (†83) endet im Spital Affoltern am Albis. Ein Freund der Familie erzählt von seinem letzten Treffen mit dem Mann.
Publiziert: 11.01.2018 um 23:46 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:05 Uhr
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Wirt und Metzger Fred F. (†83) war im Säuliamt bekannt.
Foto: zVg
Beat Michel und Michael Sahli

Das über das Säuliamt hinaus berühmte Central-Wirtepaar Fred (†83) und Annagret F.* (†83) war immer zusammen. Auch bis in die letzten Minuten im Spital Affoltern am Albis ZH. Ihr Leben endete in einer Tragödie. In der Nacht auf Mittwoch erschoss der ehemalige Metzger und Wirt seine Frau – dann sich selbst.

Ein naher Freund der Familie hat den Mann wenige Tage vor der Tat noch getroffen. Er sagt zu BLICK: «Ich nahm kurz vor dem Vorfall mit Fred noch einen Apéro.» Die Frau sei schon Tage vor dem Drama im Spital gewesen. «Sie war besinnungslos, nicht ansprechbar. Fred war tagelang im Krankenzimmer, lebte quasi im Spital. Ich bin mir sicher, dass sie im Vorfeld abgemacht haben, dass sie in einem solchen Fall zusammen gehen.»

In Affoltern ist die Bestürzung gross

Als bekannt wird, wer im Spital Affoltern gestorben ist, herrscht im Dorf grosse Bestürzung. Vor allem die alteingesessenen Einwohner kannten und schätzten Fred und Annagret. «Ich war mindestens zweimal pro Woche zum Essen bei ihnen», so ein Einheimischer. «Die Küche war hervorragend. Zu den Essenszeiten war das Lokal immer bis auf den letzten Platz besetzt. Es schmerzte mich zu sehen, dass es Annagret in letzter Zeit schnell schlechter ging.»

Die Affoltemer waren stolz auf das Restaurant Central. Ein ehemaliger Gast: «Die Leute reisten von weit an, um hier zu essen. Ich kannte einen deutschen Arzt aus Hamburg, der kam einmal pro Jahr, um bei Annagret und Fred zu essen. Es kamen auch regelmässig asiatische Reisegruppen, um die legendären Schweins- und Kalbshaxen zu essen.»

Spezialität: Fleischteller zu kleinen Preisen

Die Spezialität waren einst die riesigen Fleischportionen zu moderaten Preisen. Das war möglich, weil Fred F. auch Metzger war und seine eigene Schlachterei und Metzgerei betrieb. Zudem verkaufte er als einziger in der Region selbst gebackenes Brot über die Gasse.

Eine Rentnerin schwärmt: «Es war ein Wirtepaar der alten Schule. Sie haben immer gearbeitet. Das ganze Jahr. Nur sonntags war geschlossen.»

Ein Herz und eine Seele

Und auch als Paar beeindruckten Fred und Annagret die Affoltemer: «Sie assen immer zu zweit im hinteren Stübli. Fred kümmerte sich liebevoll um seine Frau. Wegen ihrer Gehbehinderung hängte sie sich beim Spazieren immer bei ihm ein.»

Was nun im Spital passiert ist, macht die Leute sprachlos. Eine Nachbarin und Mieterin im Haus des Paars: «Fred war noch sehr gesund. Sie waren doch so eine tolle Familie. Es ist schwer zu verstehen, warum er auf diese Weise alles beendet hat.»

Zum Drama äussert sich die Spitalleitung nicht. Die Untersuchungen der Polizei und des Forensischen Instituts haben gerade erst begonnen.

*Namen der Redaktion bekannt

Wo gibts Hilfe?

Der Gedanke ängstigt ­viele Senioren: Nach jahrzehntelanger Ehe wieder ­alleine zu sein. Judith Bucher, ­Sprecherin von Pro Senec­tute Schweiz: «Oft kann sich der zurückbleibende Partner ein Leben ohne den anderen nicht vorstellen.» Vor allem Männer seien mit dem Alltag überfordert. Ihr Rat: Hilfe holen! «Ob dies ein Telefonat mit der dargebotenen Hand (Tel. 143) ist, ein Gespräch mit einer Sozialarbeiterin von Pro Senectute, der Hausärztin oder dem Pfarrer – zentral ist, dass man über den Verlust spricht.»

Der Gedanke ängstigt ­viele Senioren: Nach jahrzehntelanger Ehe wieder ­alleine zu sein. Judith Bucher, ­Sprecherin von Pro Senec­tute Schweiz: «Oft kann sich der zurückbleibende Partner ein Leben ohne den anderen nicht vorstellen.» Vor allem Männer seien mit dem Alltag überfordert. Ihr Rat: Hilfe holen! «Ob dies ein Telefonat mit der dargebotenen Hand (Tel. 143) ist, ein Gespräch mit einer Sozialarbeiterin von Pro Senectute, der Hausärztin oder dem Pfarrer – zentral ist, dass man über den Verlust spricht.»

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