Aargauerin Karin P. (45) fiel fast auf Internet-Betrüger rein
«Um ein Haar wäre ich Geldwäscherin geworden»

Für Landwirtin und Dreifach-Mami Karin P. endete die Jobsuche im Internet unschön. Sie geriet an Betrüger – und hätte sich damit sogar selber strafbar machen können.
Publiziert: 19.09.2022 um 00:44 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2022 um 10:50 Uhr
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Dreifach-Mutter Karin P. war auf der Suche nach einem Nebenjob, der mit dem Familienalltag kompatibel ist.
Foto: Philippe Rossier
Michael Sahli und Nicolas Lurati

Diese fiese Betrugsmasche macht ihre Opfer zu unfreiwilligen Komplizen! Auch Karin P.* (45) aus der Region Zurzach AG wäre fast auf die Internet-Gauner hereingefallen – und hätte sich damit vielleicht sogar selber strafbar gemacht. «Um ein Haar wäre ich Geldwäscherin geworden», sagt sie zu Blick.

Die Aargauerin ist dreifache Mutter, betreibt mit ihrem Mann einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb. Sie würde nebenbei gerne noch ein wenig die Haushaltskasse aufbessern. «Im Internet habe ich deshalb nach Teilzeitjobs gesucht, die von zu Hause aus machbar sind», erzählt sie. Die Arbeitszeit soll flexibel einteilbar sein, damit P. präsent sein kann, wenn sie von der Familie oder auf dem Hof gebraucht wird.

Auf Facebook stösst sie nach längerer Suche auf ein Inserat, das perfekt zu passen scheint. Eine in der Westschweiz ansässige Immobilienfirma will in die Deutschschweiz expandieren. Und sucht darum eine «Assistentin des Regionalvertreters». Die Konditionen: sechs Stunden pro Woche, flexibel einteilbar, für 2400 Franken Monatslohn. Der Lohn erschien Karin P. schon hoch, aber: «Die Firma existiert in der Schweiz wirklich, es gibt sogar eine Homepage. Und als ich mich da meldete, bekam ich Unterlagen in perfektem Deutsch.»

Der Job: Geld vom eigenen Konto ins Ausland überweisen

Die Dreifachmutter füllt verschiedene Formulare aus und erkundigt sich, um was für eine Arbeit es sich denn eigentlich handelt. Die Antworten sind seltsam: «Kennen Sie eine Postfiliale in der Nähe und wenn ja, wie lange dauert die Fahrt dorthin?», will die vermeintliche HR-Abteilung wissen.

Nach mehreren E-Mails und nachdem P. ihre Adresse und andere persönliche Angaben preisgegeben hat, versteht sie, was ihre Aufgabe sein soll: Sie soll Geld entgegennehmen und von ihrem eigenen Konto aus ins Ausland weiterüberweisen. Da dämmert es der Bewerberin schliesslich, dass der vermeintliche Nebenjob zu gut ist, um wahr zu sein.

Auf der Homepage gibt die Firma an, es handle sich um «Mietzahlungen», die verschoben werden sollen. Im Jobbeschrieb gibt es sogar Beispiele wie etwa: «Der regionale Repräsentantenassistent Bob erhielt den Betrag auf seinem Bankkonto. Er loggte sich in sein Online-Banking ein und überwies die Mietzahlung beispielsweise an den Kunden in der Türkei.» Oder: «Michelle, die Assistentin des Regionalvertreters, erhielt den Betrag auf ihrem Bankkonto. Michelle ging physisch zur Western-Union-Filiale und schickte die Zahlung an den Kunden in Australien.»

Firmenbesitzer weiss von nichts – und will es auch nicht wissen

Die Masche ist bekannt: «Money Mule», also Geldesel, heisst sie. Dabei wird «deliktisch erwirtschaftetes Geld» ins Ausland transferiert, warnt die Kantonspolizei Zürich auf cybercrimepolice.ch (siehe Box). Besonders perfide an der Geldesel-Masche: Alle, die daran mitwirken, beteiligen sich an Geldwäscherei! Und so hätte es für die Aargauer Landwirtin statt eines Nebenjobs einen Strafregister-Eintrag geben können.

Die Betreiber der Firma, laut Handelsregister zwei Verwandte** mit südosteuropäischem Namen aus dem Kanton Waadt, hatten wenig Lust, Fragen zu beantworten: Man wisse von nichts, sagte einer und legte das Telefon auf.

Für Karin P. geht die Jobsuche weiter. In nächster Zeit dürfte sie es aber wohl eher offline probieren. Denn auch ihr nächster Internet-Job entpuppte sich als fiese Masche: Den Arbeitgeber gab es in Realität gar nicht, dafür verlangte er einen «Vorschuss» auf das Arbeitsmaterial – ein klassischer Vorschussbetrüger.

* Name geändert

** Namen bekannt

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