Aargauer Nationalrat Beat Flach (57, GLP) erklärt, wie man sich vor Immo-Betrügern schützt
«Das Problem: Jeder kann sich Architekt nennen»

Wer ein Haus bauen will, kann auch schamlos über den Tisch gezogen werden. Wie das möglich ist und wie man sich davor schützen kann, erklärt der Aargauer Nationalrat Beat Flach (57, GLP). Er ist Jurist beim Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA).
Publiziert: 28.09.2022 um 10:41 Uhr
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Der Aargauer Nationalrat Beat Flach (57, GLP) ist Leiter Fachbereich Recht beim Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA).
Foto: Zvg

Wer ein Haus bauen will, kann über den Tisch gezogen werden. Wie das möglich ist und wie man sich davor schützen kann, erklärt der Aargauer Nationalrat Beat Flach (57, GLP), Leiter Fachbereich Recht beim Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA).

Blick: In mehreren aktuellen Fällen nannten sich Bau-Betrüger einfach mal «Generalunternehmer», zogen aber Familien, die ein Haus bauen wollten, über den Tisch. Wie kann so etwas passieren?

Beat Flach: Diese Fälle mit den Betrügern in Basel sind sehr bitter. Denn man baut als Familie meist nur einmal im Leben ein Haus und spart sehr lange darauf. Dann wird man von Halunken über den Tisch gezogen. Das ist ganz übel, wirklich schlimm! Das Problem ist, dass Architekt oder Bauplaner keine geschützten Berufe sind. Jeder kann sich Architekt, Generalunternehmer oder Totalunternehmer nennen. Ich empfehle deshalb zu prüfen, welche Projekte die gewählten Partner bereits realisiert haben. Und man sollte prüfen, ob sie Mitglied in einem Verband sind oder eine ETH- oder andere Ausbildung haben. So fällt man weniger schnell auf Betrüger herein.

Was ist der Unterschied zwischen einem General- und einem Totalunternehmer?

Der Generalunternehmer macht alles Handwerkliche aus einer Hand, aber die Planung erledigt ein Architekt. Ein Totalunternehmer verkauft ein ganzes Haus von der Planung bis zur Realisierung.

Wie oft werden Sie als Jurist beim Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein mit missratenen Bauprojekten konfrontiert?

Wir beraten vor allem unsere Mitglieder bei juristischen Fragen, haben aber auch andere Anfragen. Aber der Anteil an Betrügern ist sehr tief. In 15 Jahren habe ich nur einmal erlebt, dass ein Bauprojekt Richtung Betrug ging. Diese aktuellen Fälle hier sind Ausreisser – dass jemand mit so viel krimineller Energie vorgeht, ist zum Glück sehr selten.

Aber Immo- und Baubetrügern stehen doch Tür und Tor offen, wenn es keine geschützten Berufe sind.

Es gibt schon einige Hilfsmittel zur Qualitätssicherung bei Bauprojekten. Da ist einerseits die Baubewilligung, die von Behördenseite genau geprüft wird. Und wenn es um die Hypothek geht, überprüft das Kreditinstitut das Bauprojekt ebenso. Aber völlig gefeit wird man nie davor sein, möglicherweise auf Betrüger hereinzufallen, wenn jemand ein komplettes Lügengebilde aufbaut und dann das Geld verschleudert. Ich betone: Als Laie sollte man auf Qualitätsmerkmale achten: Ist der Architekt Mitglied in einem Architektenverein, hat der Planer die entsprechenden Ausbildungen und Befähigungen und haben die Handwerker Referenzobjekte vorzuweisen? Aber auch da: Leute können einen falschen Titel angeben, den sie gar nicht haben. Hier empfiehlt es sich, bei den entsprechenden Verbänden nachzufragen, ob die Partner tatsächlich Mitglieder sind.

Dennoch hat man das Gefühl, dass die Wahrscheinlichkeit, dass beim Hausbau etwas schiefgeht, relativ hoch ist.

Die Qualität der Realisierung ist dann etwas anderes. Pfusch am Bau gibt es natürlich auch. Die beste Sicherheit ist, mit versierten Fachleuten zusammenzuarbeiten, die die entsprechenden Büros im Rücken haben. Und sich nicht auf einen «No name» einzulassen, der nur eine Anlehre auf dem Bau gemacht hat. Wenn jemand auffallend günstig offeriert, geht man halt auch ein entsprechendes Risiko ein.

Welches Vorgehen ist für Familien, die ihren Traum vom Eigenheim umsetzen wollen, das empfehlenswerteste?

Für Bauherren, die nur einmal bauen, ist es empfehlenswert, sich einen guten Architekten zu nehmen, der die Gewaltentrennung sicherstellt. Das finde ich besser als einen Totalunternehmer, der Planung und Realisierung aus einer Hand anbietet. Denn der Architekt ist auch Bauherrenvertreter und kann den Bauherrn bei Streitigkeiten vertreten, wenn bei der Umsetzung dann etwas schiefgeht. Damit hat man einen fachkundigen Vertreter im Rücken, der bei Schwierigkeiten beim Bau einschreiten kann. Totalunternehmer können dagegen zum Beispiel das Mängelrecht wegbedingen, zudem sind die Verträge recht trickreich. Das ist sogar als Jurist manchmal schwierig zu durchschauen. Aber es gibt natürlich sehr gute Totalunternehmer, die ihre Verantwortung seriös wahrnehmen.

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