Ein gut gehendes Geschäft mit 35 Angestellten, und das allein wegen Burek, der Leibspeise, die Fatmir Mehmedi (38) und Bekim Limani (36) schon seit Bubentagen kennen. Daran hatten die beiden mazedonischstämmigen Männer nicht geglaubt, als sie während der Pandemie den Imbiss Burek King gründeten. An einem Mittwochmittag stehen sie nun im Restaurant in Wöschnau (SO), dem Herzstück des Betriebs. Fatmir Mehmedi blickt in den Raum, jeder Tisch ist besetzt. Er sagt: «Es fühlt sich wie ein schöner Traum an.»
Jeden Tag fertigen in der Küche spezialisierte Bäcker mindestens 1200 Stücke an. Sie stammen aus dem Kosovo, aus Familien, die sich damit in der Heimat einen Namen gemacht haben. Von Wöschnau aus versorgen sie sechs Filialen – vor drei Jahren war es noch eine. Eine Goldgrube. Eigentlich hätte es für die beiden Chefs so weitergehen können. Doch 2022 stellte sich Burek King ein Fastfoodriese aus den USA in den Weg. Nun sieht es weniger traumhaft aus. Bekim Lima sagt: «Unsere Existenz steht auf dem Spiel.»
Burger und Burek – der Unterschied
Die Imbisskette Burger King hatte beim Eidgenössischen Institut für geistiges Eigentum (IGE) Einspruch eingelegt, wie Blick bereits berichtete. Die Marke Burek King und das Logo, das die Initialen BK enthält, seien jenen von Burger King zu ähnlich – das Wort King und die Initialen müssten weg. Das IGE knickte ein, gab den Amerikanern recht, wie laut «Handelszeitung» eine kürzlich veröffentlichte Verfügung zeigt: «Es besteht die Gefahr des Verlesens und Verhörens», schreibt das IGE.
Bekim Lima schüttelt den Kopf und sagt: «Uns kann man doch nicht mit Burger King verwechseln!» Tatsächlich hat Burek etwa so viel mit Burgern gemeinsam wie ein Apfel mit einer Zwiebel. Burek ist in der Türkei und auf dem Balkan ein Nationalgericht. Wie Pizza in Italien. Lima sagt: «Für uns ist es ein Stück Heimat.»
Beide kamen als Buben mit den Eltern in die Schweiz und stammen aus der gleichen Stadt in Nordmazedonien, aus Kercova. Der Duft eines warmen Bureks erinnert sie an ihre Kindheit. Als die Mutter am Sonntagmorgen in der Küche stand, die 200 Gramm schwere Blätterteigkugel vor sich platzierte und mit den Fingerspitzen zu einem riesigen Fladen ausweitete. «So dünn, dass man fast hindurchsah», sagt Fatmir Mehmedi. Und sie dann den Teig füllte. Mit Hackfleisch, Käse, Spinat. So wie es nun ihre Ehefrauen ab und zu machen. Bekim und Lima sind mehrfache Familienväter.
Ihre Eltern machten sich Sorgen
Die beiden wollten ihren Burek in der Schweiz zu den Leuten bringen. Zumal es überall Kebab gibt, aber kaum irgendwo Burek direkt aus der Backstube. Eine Marktlücke, waren sie überzeugt. Nicht so ihre Eltern. Bekim Lima sagt: «Meine Mutter war erst gegen die Idee.» Sie habe sich Sorgen gemacht, dass es schiefgehe. Ähnlich war es bei Mehmedi. Beide Eltern hatten ihre Heimat verlassen müssen, wegen Krieg, wegen fehlender Arbeitsplätze. In der Schweiz fanden sie Sicherheit. Das wollten sie auch für ihre Söhne. Doch die glaubten an ihren Betrieb. «Dafür kämpfen wir nun», sagt Mehmedi.
Sie ziehen den Fall weiter ans Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen. Sie müssen, sagen sie. Namen und Logo zu ändern, würde Unsummen verschlingen. Denn das Logo prangt überall – auf allen Servietten, Fensterscheiben, auf den Lieferautos und T-Shirts der Angestellten. Bekim Limani meint sogar: «Das können wir uns nicht leisten.»
Um den Ernst der Lage zu unterstreichen, sind wegen unseres Besuchs extra zwei Zulieferer nach Wöschnau gekommen. Darunter Simon Zwimpfer, der mit seinem Start-up QMAG den Joghurt für Burek King herstellt. Bis zu 800 Kilo pro Woche. «Unser grösster Kunde», sagt Zwimpfer. «Wenn Burek King wegfällt, weiss ich nicht, was mit uns passiert.» Und so geht der Kampf zwischen David und Goliath in die nächste Runde.
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