Mit solchen Videos punktet der Tiktoker bei Schweiz-Fans
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Über drei Millionen Follower:Mit solchen Videos punktet der Tiktoker bei Schweiz-Fans

3,8 Millionen Follower auf Tiktok
Portugiese macht Schweizer Berge noch berühmter

Mit seinen Aufnahmen von der Schweizer Landschaft begeistert ein gebürtiger Portugiese auf Social-Media fast vier Millionen Follower. Fassen kann der eigentliche Bauarbeiter den Boom noch nicht, denn erst vor einem Jahr fing er bei Null an.
Publiziert: 24.08.2022 um 00:23 Uhr
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Aktualisiert: 24.08.2022 um 10:18 Uhr
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Mit solchen Aufnahmen sammelt Marco Pereira Millionen von Likes auf Tiktok.
Foto: Marco Pereira/Jürg Hostettler
Lena Heimhalt

Malediven? Langweilig! Die Schweiz hat da viel mehr zu bieten, findet der Zürcher Marco Pereiras (38) und seine knapp vier Millionen Follower auf Tiktok. Auf seinem Kanal @swiss_beautiful teilt der gebürtige Portugiese die schönsten Ecken der Schweiz. Öffnet man das Profil, strahlen einem die kräftigsten Grün- und Blautöne entgegen. Die Slow-Motion-Videos zeigen die Schweizer Landschaft. Besonders beliebt dabei: Berge, Wiesen, Kühe, Eisenbahnen.

«Ich finde, die Schweiz ist eines der schönsten Länder der Welt. Es gibt so beeindruckende und vielseitige Orte hier: Berge, Seen, Wasserfälle – und das im Sommer und im Winter. Auf den Malediven gibt es nur Meer», sagt Pereiras zu Blick.

8,3 Millionen Likes für ein Video

Mal filmt er aus einem Bergbähnli heraus das Brienzer Rothorn, mal schwenkt er sein Handy über das türkise Wasser des Lungernsees. Die Botschaft dahinter ist relativ simpel. «I love Switzerland and you?», schreibt er dazu. Die Kommentarsektion ist gefüllt mit Dankesbotschaften und Glückwünschen aus aller Welt.

Dutzende Millionen Views haben die Videos- Und auch an Likes mangelt es nicht. Sein Rekord: 8,3 Millionen Herzchen für einen Zusammenschnitt von mehreren kleinen Videoaufnahmen. Mit scheinbar rasanter Geschwindigkeit fährt man die Gelmerbahn hinab, geht in hochalpinen Berglandschaften wandern und steht auf der Terrasse eines alten Bauernhauses. Das Video ist mit langsamem Soft-Pop untermalt und zeigt die Natur-Idylle schlechthin.

Videos mit Handy gefilmt

Was wie bei einem Profi aussieht, ist aber gar nicht professionell gemacht, sagt Pereiras. «Kamera und das ganze Zeug, das verstehe ich gar nicht. Ich filme mit dem Handy. Ich glaube, so haben die Leute viel mehr das Gefühl, sie seien selbst dort, als wenn die Aufnahmen sehr professionell sind.»

Eigentlich arbeitet der gelernte Rohrnetzmonteur auf dem Bau. So gross auf Social Media zu sein, ist für ihn noch neu. Auch die klassischen Influencer-Tricks beherrsche er nicht. «Ehrlich gesagt, habe ich von Algorithmen keine Ahnung. Viele Influencer schauen Tutorials, wie man schnell mehr Follower bekommen kann. Das habe ich nicht gemacht. Ich habe einfach drauflos gepostet und so viele Hashtags gesetzt, wie man kann.»

Vor 25 Jahren wanderte er mit seiner Familie aus Portugal in die Schweiz ein. «Meine Eltern wollten uns Kindern ein besseres Leben ermöglichen. Als ich in die Schweiz kam, war ich sofort von den Bergen fasziniert. Es war sehr anders als Portugal.»

Bereits in den frühen Jahren begann Pereiras, der in Chur aufgewachsen ist, in den Ferien die Schweizer Landschaft in Videos festzuhalten. «Das Filmen wurde zu meiner Leidenschaft.» Doch die Videos blieben privat – vorerst. Vergangenes Jahr beschloss er, seine Landschaftsvideos auf Tiktok hochzuladen – und das hat geboomt. Nachdem er im Januar auch auf Instagram aktiv geworden ist, verzeichnet er nun 3,8 Millionen Follower auf Tiktok und 2,3 Millionen auf Instagram.

Freundin unterstützt Social-Media-Neuling

Der Erfolg auf Social-Media hat allerdings auch seine Schattenseiten. «Es ist schon stressig», sagt der 38-Jährige. Von Montag bis Freitag arbeitet er 100 Prozent auf dem Bau. Für das Filmen bleibt da nicht viel Zeit, das macht er dann an seinen freien Tagen am Wochenende.

«Irgendwie versuche ich, alles unter einen Hut zu bekommen: Arbeit, Filmen, Familie, Freunde. Manchmal arbeite ich vor und filme an einem Tag vier Orte. Dann habe ich Material für zwei Wochen.» So könne er sein hohes Pensum von einem Instagram-Post und sogar zwei bis drei Tiktok-Videos täglich halten. «Meine Freundin unterstützt mich bei meiner Social-Media-Karriere. Wenn ich aus dem Autofenster die Landschaft filme, sitzt sie am Steuer.»

Oft werde er gefragt, ob er den Schweizer Tourismus ankurbeln wolle. Doch das sei nicht sein Ziel: Er wolle einfach die Schweiz aus seinem Blickwinkel zeigen und sie so auch für Menschen zugänglich machen, die das Land nicht selbst bereisen können.«Wenn sich meine Follower bei mir bedanken, freut mich das am meisten.»

Ersten bezahlten Auftrag bekommen

Vor einem Monat hatte er seinen ersten bezahlten Auftrag mit dem Schweizer Mineralwasseranbieter Valser. Viel Geld verdiene er mit Social-Media noch nicht. «Vielleicht reicht es eines Tages, dass ich weniger arbeiten kann oder sogar ganz aufhöre und mich nur noch auf das Filmen konzentriere», überlegt er.

Doch an einem anderen Ort zu leben oder sogar zu filmen, könne er sich nicht vorstellen. Nach zwei Wochen Portugal bei seiner Familie holt ihn die «maladie suisse» ein und er habe schon wieder Heimweh nach den Bergen. «Die Schweiz ist meine Heimat und ich liebe dieses Land.»

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