Fertig lustig im «Ibiza der Alpen»: Die Behörden von Ischgl müssen sich für ihr mangelhaftes Krisenmanagement zu Beginn der Pandemie verantworten. Lange verharmlosten die Verantwortlichen die Pandemie, obwohl es immer mehr Hinweise gab, dass der Ort ein Corona-Hotspot sein würde.
Die traurige Bilanz: Mehr als 6000 Menschen aus 45 Staaten haben sich im Tiroler Partyort angesteckt. Darunter seien rund 130 Schweizer betroffen, sagt der österreichische Verbraucherschützer Peter Kolba. Jetzt werden manche Opfer am 23. September vor dem Landgericht in Wien Klage einreichen, sagt Kolba zu BLICK.
Darunter auch eine Familie aus der Schweiz: Ein 58-jähriger Mann reiste mit seinem 87-jährigen Vater im März nach Ischgl und infizierte sich da mit dem Virus. Nach der Heimreise steckten beide ihre Partnerinnen an. Der Vater musste kurz nach der Heimreise ins Spital und verstarb wenig später. «Die Familie kann auf Schmerzensgeld klagen», sagt Peter Kolba. Auch eine Unterhaltspflicht könnte womöglich eingeklagt werden.
Zu lange weggeschaut?
Die meisten Betroffenen dürften auf Schmerzensgeld klagen, so Kolba. Rund 1000 Menschen seien entschlossen, sich dem Strafverfahren als Privatbeteiligte anzuschliessen. «Wir gehen davon aus, dass die Behörden in Wien und Ischgl schwere Fehler gemacht haben», sagt der Verbraucherschützer zu BLICK. «Sie haben zu spät gewarnt, Lokale zu spät geschlossen und den Ort zu chaotisch geräumt.»
Die zentralen Fragen der Klage: Wurde zur Zeit des Corona-Ausbruchs im Winter-Hotspot rechtzeitig gehandelt – oder hat man dem Tourismus zuliebe viel zu lange weggeschaut? Vielleicht sogar Infektionen vor den Behörden verheimlicht?
Fertig mit Après-Ski
Mindestens 27 Menschen, zumeist Deutsche, sollen nach den Ferien in Ischgl mit ihrem Leben bezahlt haben, schreibt der «Spiegel». Die Hinterbliebenen können auf Schadenersatz klagen. «In einzelnen Fällen geht es um 100'000 Euro», sagte Kolba.
Unterdessen bereitet sich Ischgl auf die nächste Saison vor. Diesmal mit mehr Schutzmassnahmen. So sollen alle Tourismus-Mitarbeiter vor Anreise auf das Virus getestet werden. Gäste und Mitarbeiten hätten die Möglichkeit, sich jederzeit vor Ort zu testen. Darüber hinaus soll das Abwasser auf das Virus analysiert werden. Auch die Party nach dem Skispass wird ganz anders: Après-Ski soll es in der bisherigen Form nicht mehr geben.