Sieben Westschweizer Städte wollen die Notbremse ziehen. Genf, Morges VD, Yverdon VD, Neuenburg, La Chaux-de-Fonds NE, Delsberg JU und Biel BE möchten den am Freitag von den SBB vorgestellten Fahrplanentwurf 2025 gemeinsam verhindern.
Die Städte haben am Montag einen gemeinsamen Appell gegen den Fahrplan lanciert, wie die Stadt Biel auf ihrer Webseite schreibt. Der vorgestellte Fahrplan für die Westschweiz sei inakzeptabel und bringe eine wesentliche Verschlechterung der Verkehrsverbindungen zwischen den Regionen mit sich, so die Kritik. Zuerst darüber berichtet hat die Sonntagszeitung «Le Matin Dimanche».
Der vom Freiburger Vincent Ducrot (60) geleitete Bahnkonzern machte bereits vor einem Jahr keinen Hehl daraus, dass die Kunden in der Romandie künftig benachteiligt werden.
«Zwei-Klassen-Bahnnetz mit zwei Geschwindigkeiten»
Die betroffenen Städte, die mit ihrem Anliegen vom Flughafen Genf unterstützt werden, beklagen die Einführung eines «Zwei-Klassen-Bahnnetzes mit zwei Geschwindigkeiten». Sie befürchten einen Attraktivitätsverlust der Bahn und eine Verlagerung auf die Strasse.
Dieser Entscheid sei umso bedauerlicher, als die zeitgleich erfolgten Preiserhöhungen für den ÖV die Nutzerinnen und Nutzer bereits potenziell davon abhielten, mit der Eisenbahn zu reisen. Zudem widerspreche dieser Entscheid der Klimastrategie des Bundes in Bezug auf die Verminderung der Treibhausgasemissionen des Verkehrs.
Städte wollen «runden Tisch»
Die Westschweizer Städte fordern die SBB, das Bundesamt für Verkehr sowie die Kantone dazu auf, ihren Entscheid zu überdenken und innerhalb einer vernünftigen Frist Alternativen vorzulegen. Die Städte regen einen «runden Tisch» an, um über für alle tragbare Lösungen zu diskutieren.
Die SBB und die Westschweizer Verkehrskonferenz hatten am Freitag bekannt gegeben, dass sie sich auf eine Neugestaltung des SBB-Fahrplans ab 2025 in der Westschweiz geeinigt hätten. Ziel sei es, die Pünktlichkeit zu verbessern und gleichzeitig die Erneuerung der Bahninfrastruktur voranzutreiben.
Der neue Fahrplan soll ab 15. Dezember 2024 gelten. Das Problem dabei: Die Fahrzeiten der meisten Strecken werden verlängert, um die Pünktlichkeit zu verbessern. Gleichzeitig soll der Bahnhof Renens VD zu einer Art Umsteigehub für Fernverkehrszüge werden. Das Angebot zwischen dem Jurabogen und Genf wird zwar verdoppelt, die Reisenden werden aber in Renens umsteigen müssen – mit Ausnahme von einigen wenigen Direktverbindungen während der Stosszeiten. (oco)