Zuchtstier Tombo ist der natürliche Gegenvorschlag zu Capauls Initiative
Auf sein Horn sind alle scharf

Um Kühe ohne Hörner zu halten, müssen diese nicht zwingend enthornt werden. Swissgenetics verkauft Samen von genetisch hornlosen Stieren.
Publiziert: 26.10.2018 um 02:12 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2018 um 05:37 Uhr
Kühe mit oder ohne Hörner: «Die Natur bietet beides»
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Hornkuh-Initiative:Kühe mit oder ohne Hörner: «Die Natur bietet beides»
Martina Tomaschett

Hat eine Kuh Hörner? Ja, eine richtige Kuh habe Hörner, finden die Initianten der Hornkuh-Initiative. Cord Drögemüller (47), Professor für Genetik an der Uni Bern, widerspricht. In der Debatte um Hornkühe werde immer wieder behauptet, dass Kühe von Natur aus Hörner hätten. «Doch das stimmt nicht generell. Die Natur bietet seit Jahrhunderten nachweislich beides», sagt der Genetiker.

Ein bekanntes Beispiel für hornlose Kühe sind die schottischen Angus-Rinder. Doch auch bei fast allen Schweizer Rassen gibt es einzelne genetisch hornlose Exemplare. Gleich 13 von ihnen leben in Mülligen AG bei Swissgenetics, der grössten Schweizer Rindersperma-Anbieterin. So auch Tombo. Der 1,2 Tonnen schwere Simmentaler Stier ist «reinerbig hornlos». Das heisst: «Seine Nachkommen kommen alle ohne Hörner zur Welt», erklärt Regionalleiter Richard Schmid (60).

Samenbestellung via Onlineshop

Zweimal pro Woche wird Tombos Sperma mittels einer Kuh nachempfundenen Vorrichtung gewonnen und in Röhrchen abgefüllt. Später werden damit Kühe besamt. In sieben von zehn Fällen entsteht ein Kälbchen. Bis es so weit ist, lagert die wertvolle Flüssigkeit – eine Samendose kostet durchschnittlich 40 Franken – bei minus 196 Grad in Flüssigstickstoff.

Im Swissgenetics-Onlineshop können die Viehzüchter wählen: Rasse, Milchmenge, Fruchtbarkeit – oder eben Hornlosigkeit. Die Samen von hornlosen Stieren sind beliebt: «Wenn zwei Stiere gleich gute Zuchtwerte haben und einer natürlich hornlos ist, wählen die Bauern den hornlosen Stier», so Schmid.

Keine Gentechnik

Doch warum hat Tombo keine Hörner? Das hat nichts mit Gentechnik zu tun, wie Samuel Krähenbühl (40), Teamleiter Produktentwicklung, betont. «Natürlich hornlose Kühe gab es schon immer. Seit ein paar Jahrzehnten wird darauf gezüchtet», erklärt er.

Ursprünglich dienten Kühe nicht nur der Milch- und Fleischproduktion, sie pflügten auch die Äcker. Hörner waren unabdingbar, da man sie für die Befestigung des Pflugs brauchte. Gab es vereinzelt hornlose Kühe, so wurden diese von der Zucht ausgeschlossen.

Heute tragen die meisten Schweizer Kühe keine Hörner mehr. Sie wurden mit dem Aufkommen von Laufställen immer unbeliebter: Aus Sicherheits- und Platzgründen werden die Hornanlagen kurz nach der Geburt ausgebrannt – mit Folgeschmerzen für die Kälber, wie eine Studie der Uni Bern zeigt.

«Viehzucht ist emotional»

Nun bieten sich genetisch hornlose Kühe als Lösung an. Laut Schmid liegt der Entscheid, Kühe mit oder ohne Hörner zu halten, aber letztlich beim den einzelnen Bauern. «Viehzucht ist eben eine emotionale Sache», hält er fest.

Auch für Hornkuh-Initiant Armin Capaul (66) sind die Kuhhörner eine Herzensangelegenheit. Er habe nichts gegen genetisch hornlose Kühe. «Ich bin aber überzeugt, dass es den Kühen am besten geht, wenn sie Hörner haben», so der Bergbauer.

Die Hornkuh-Initiative

Die Volksinitiative «Für die Würde der landwirtschaftlichen Nutztiere» will Bauern, deren Tiere Hörner tragen, finanziell unterstützen. Die Haltung von Tieren mit Hörnern ist aufwendiger und deshalb teurer. In der Schweiz haben drei Viertel der Kühe und ein Drittel der Ziegen keine Hörner. Dieser Anteil hat in den letzten 20 Jahren zugenommen, weil die Tiere vermehrt in Freilaufställen gehalten werden. Der Bund schätzt die Kosten für die Umsetzung auf zehn bis 30 Millionen Franken jährlich. Über die «Hornkuh-Initiative» von Hauptinitiant Armin Capaul stimmen wir am 25. November ab.

Die Volksinitiative «Für die Würde der landwirtschaftlichen Nutztiere» will Bauern, deren Tiere Hörner tragen, finanziell unterstützen. Die Haltung von Tieren mit Hörnern ist aufwendiger und deshalb teurer. In der Schweiz haben drei Viertel der Kühe und ein Drittel der Ziegen keine Hörner. Dieser Anteil hat in den letzten 20 Jahren zugenommen, weil die Tiere vermehrt in Freilaufställen gehalten werden. Der Bund schätzt die Kosten für die Umsetzung auf zehn bis 30 Millionen Franken jährlich. Über die «Hornkuh-Initiative» von Hauptinitiant Armin Capaul stimmen wir am 25. November ab.

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