Bauer Beat Bernhard (41) enthornt selber
«Chumm jetzt hurti, dann wird alles guet»

Sollen Kühe Hörner haben oder nicht? Leiden Sie unter dem Abbrennen? BLICK wollte es wissen und hat dem Berner Bauer Beat Bernhard (41) aus Münchringen BE zugesehen, wie er Kalb «Fortuna» enthornt.
Publiziert: 22.10.2018 um 00:43 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2018 um 08:20 Uhr
So wird eine Kuh enthornt
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Hornkuh-Initiative:So wird eine Kuh enthornt
Gabriela Battaglia

Am 25. November stimmt die Schweiz über die Hornkuh-Initiative ab. Initiant ist der Bauer Armin Capaul (66) aus dem Berner Jura. Er argumentiert mit der Würde der Tiere: Das Enthornen füge den Tieren nachhaltigen Schmerz zu.

Rund 200'000 Kälber werden in der Schweiz jedes Jahr enthornt. Bei rund drei Vierteln kommt der Tierarzt in den Stall. Nicht so bei Beat Bernhard (41). Der Bauer aus Münchringen BE enthornt seine Kälber selber. 26 Kälber warens letztes Jahr. Der dazu benötigten Ausbildungen sei Dank.

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Das Kalb «Fortuna» vor der Enthornung im Stall.
Foto: Ramona De Cesaris

Heute ist «Fortuna» an der Reihe. Das zwei Monate alte Kalb wartet bereits im abgegrenzten Raum des Stalls. «Es hatte fast keinen Hornansatz, darum habe ich etwas gewartet», sagt Bernhard. Drei Spritzen holte er für das Prozedere beim Tierarzt. «Ich muss ihm jeweils das Gewicht des Kalbes mitteilen, damit die Dosierung stimmt.»

Sachte tastet der Bauer nach dem Hornansatz. «Fortuna» zappelt ein bisschen. «Chumm jetzt hurti, dann wird alles guet», sagt der Bauer. Dann spritzt er ein Betäubungsmittel in den Hals des Tiers, streichelt über die Einstichstelle. Das Kalb hält still.

Ruhe ist wichtig

Das Kalb läuft der Stallwand entlang, wird immer langsamer. Bis es vom Beruhigungsmittel übermannt wird und ins Stroh sinkt. Die Funktionen des zentralen Nervensystems sind betäubt. «Man muss ihm in dieser Phase Ruhe geben», sagt Bernhard.

Mit einer Schere schneidet er die Haare um den Hornansatz zurück. «Fortuna» hat die Augen fast ganz geschlossen. «Jetzt schläft es gut», sagt Bernhard.

Er nimmt die zweite Spritze. Tastet nach dem Grübchen, das zwischen Augenwinkel und Hornansatz liegt. Spritzt auf jeder Seite je die Hälfte des Betäubungsmittels. «Der Nerv des Hornansatzes wird so unempfindlich gemacht», sagt Bernhard.

Rauch steigt auf

Weitere Minuten vergehen bis Bernhard den elektrischen Brennstab zur Hand nimmt. 600 bis 800 Grad heiss. Der Bauer kniet sich neben das Kalb und brennt den Hornansatz auf beiden Seiten mit Kreisbewegungen aus. «Chumm ruhig, äs isch guet», sagt Bernhard.

«Fortuna» liegt ruhig da. Rauch steigt auf, es riecht nach Verbranntem. Mit einem Spray desinfiziert der Bauer die beiden abgebrannten Stellen und setzt zum Schluss die dritte Spritze am Hals an. Das Schmerzmittel wirkt rund 24 Stunden. Er rückt «Fortuna» in eine bequeme Position im Stroh und sagt: «Jetzt chasch usschlafe.»

Nach einer knappen Stunde ist «Fortuna» wieder auf den Beinen. «Je jünger das Kalb ist, desto schneller stirbt die Hornanlage ab», sagt Bernhard. Probleme bei der Enthornung hatte er noch nie. «Das Enthornen minimiert die Unfallgefahr in meinen Laufställen.»

Der Schweizer Bauernverband hat Stimmfreigabe für den 25. November beschlossen.

Alle Abstimmungen auf einen Blick

Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.

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