Der oberste Beizer im Land hat immer ein Haar in der Suppe gefunden. Und auch jetzt ist die Freude über die Corona-Lockerungen bei Casimir Platzer (60) nicht ganz ungetrübt. «Auf diesen Moment haben wir lange gewartet», wird der Gastrosuisse-Präsident in einer Medienmitteilung des Verbandes zum Bundesratsentscheid zitiert. Die Freude in der Branche sei «riesig», endlich wieder alle Gäste bedienen zu dürfen.
Es wäre aber keine Gastrosuisse-Mitteilung, wenn nicht auch noch etwas geklagt würde: Die wirtschaftliche und personelle Lage im Gastgewerbe sei weiterhin ernst. Viele Betriebe hätten grosse Mühe, die erhaltenen Überbrückungskredite jetzt schon zurückzuzahlen, gibt der Verband zu bedenken.
«Ich feiere nicht»
Noch viel grösser sind die Vorbehalte beim Gewerbeverband. Von Feierlaune ist bei Direktor Hans-Ulrich Bigler (63) so gar nichts zu spüren, als Blick ihn nach der Medienkonferenz des Bundesrats anruft. Werden die Lockerungen heute Abend gefeiert? «Ich feiere heute nicht, ich arbeite», sagt Bigler trocken.
Zwei Jahre lang hat sich der ehemalige FDP-Nationalrat über die Corona-Politik des Bundesrats aufgeregt. Und auch jetzt hat er etwas zu mäkeln. Mit dem Entscheid sei man im Grundsatz zufrieden, meint Bigler, fügt aber sofort an: «Auch wenn er reichlich spät kommt.» Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und in Gesundheitseinrichtungen noch bis Ende März gelten soll.
Andere Verbände sind zufrieden
Bigler kritisiert zudem, dass auch die besondere Lage bis dann andauert. «So lange hat der Bundesrat die Möglichkeit, unsere Grundrechte einzuschränken», ärgert er sich. Der Gewerbeverband nutzt die Gelegenheit auch, um erneut heftig gegen die Taskforce zu schiessen. Dem Wissenschaftlergremium wird «manipulative Kommunikation» vorgeworfen. Die Rolle der Taskforce «und ihr Versagen» müssten detailliert aufgearbeitet werden, teilt der Verband mit.
Während Bigler schimpft, zeigen sich die beiden anderen Wirtschaftsdachverbände im Land, Economiesuisse und Arbeitgeberverband, mit den Entscheiden des Bundesrats zufrieden – ohne Wenn und Aber.