Die Impfung mit dem Pfizer/Biontech-Stoff ist begehrti – nur leider gibt es noch nicht genug für alle. Die Dosen reichen gerade einmal für 53'500 Personen. Der Grund ist simpel: Noch ist der zweite Impfstoff von Moderna nicht zugelassen. Erst wenn dieser geliefert wird, geht es richtig los.
Trotzdem herrscht in der BLICK-Community am ersten Tag der grössten Impfaktion der Schweiz Frust. Viele Leserinnen und Leser finden, der Bundesrat handle mal wieder falsch.
«Wurden die Impfungen per Fax bestellt?»
«Ein weiteres, folgenschweres Totalversagen des Bundesrates», schreibt BLICK-Leser Jorge Labriego. «Man propagiert Impfungen, hat aber nicht genügend, da man die Bestellung verschlafen hat.» Damit teilt er die Ansicht von Ex-FDP-Präsident Philipp Müller, der den Impfstart als Witz bezeichnete. Die Community findet noch härtere Worte: Heinz Zehnder vergleicht die Schweiz in der Diskussion mit einem «Drittweltland» und Chris Fischer findet, unser Land «verkommt zur Bananenrepublik».
Wirklich überrascht scheinen die meisten unserer Leserinnen und Leser aber nicht zu sein. Während der vergangenen Monate haben sie sich offenbar an das Chaos gewöhnt – also reagiert man eben mit Humor. «Wurden die Impfungen per Fax bestellt?», fragt etwa BLICK-Leser Paul Neidhart spöttisch.
Ebenfalls fast schon etwas zynisch liest sich die Theorie von Isabelle Romano. Sie glaubt, der Mangel an Impfdosen werde sich letzten Endes sogar als cleveres Marketing entpuppen – quasi wie beim iPhone: «Eine Strategie der Verknappung ist nicht schlecht», schreibt die BLICK-Leserin. So könne die Impfbereitschaft vielleicht erhöht werden.
«Bürgerliche waren der grösste Bremsklotz»
Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die das Gemecker als heuchlerisch empfinden. «Dauernd wird gemotzt, mir geht das langsam auf die Nerven», kommentiert Roland Eichler. «Hätte man zu viel bestellt, würde es heissen, man verschleudert Steuergelder!»
Gerade die Bürgerlichen hätten sich in diesem Fall wohl am lautesten beschwert, glaubt BLICK-Leser Martin Arnold: «Der Müller wäre mit Aeschi, Köppel und Co. in der ersten Reihe gestanden, um zu schreien, dass da Millionen verschleudert wurden.» Ins gleiche Horn stösst Anton Meier: «Ich kann mich noch gut an die Stimmung erinnern, als die ersten Verträge gemacht wurden – da war die Rede von Geldverschwendung.» Auch Wolfgang Burri schiebt die Schuld auf Müllers eigene Partei: «Während der letzten Monate war gerade die FDP nebst der SVP der grösste Bremsklotz.»
«Eigentlich läuft es ganz gut»
Es braucht nun einfach noch etwas Geduld, bis Impfstoffe von anderen Herstellern zugelassen sind. Das sagt nicht nur Impfstratege Christoph Berger im Interview, sondern auch BLICK-Leser Peter Geissen: «In zwei bis drei Wochen sind dann genügend für die Schweiz vorhanden», schreibt er. Es wird vermutet, dass das Moderna-Vakzin noch in der ersten Januar-Hälfte grünes Licht von Swissmedic erhält.
Auch Alfred Brugger findet, die frühere Zulassung von Pfizer/Biontech sei noch lange kein Grund zur Panik. «Die Strategie war gar nicht schlecht: Man wusste nicht, wann man von welchem Hersteller den Impfstoff bekommt, also hat man überall etwas bestellt.» Sein Fazit: «Eigentlich läuft es doch ganz gut.»