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Zu links und zu wenig weiblich
SP-Spitzen-Duo Wermuth/Meyer gerät intern in die Kritik

Die beiden ehemaligen Jusos sind dem liberalen SP-Flügel zu links. Doch auch von den SP Frauen gibt es Kritik. Sie wollen auch als Co-Präsident keinen Mann.
Publiziert: 19.12.2019 um 12:19 Uhr
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Zwölf Jahre sind genug. Christian Levrat tritt im kommenden April als SP-Präsident zurück.
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Daniel Ballmer

Nach zahlreichen Absagen stehen sie in der Pole Position: Der Aargauer Nationalrat Cédric Wermuth (33) und seine Zürcher Ratskollegin Mattea Meyer (32) wollen gemeinsam das SP-Präsidium übernehmen. Vor rund einem Monat hatte Christian Levrat (49) im BLICK seinen Rücktritt auf April angekündigt.

Neben viel Applaus aus den eigenen Reihen gibt es aber auch bereits erste interne Kritik an dem Spitzen-Duo. Etwa von der Aargauer Nationalrätin Yvonne Feri (53): «Von der Ausrichtung her hätten wir uns etwas Milderes gewünscht», sagte die Vertreterin des liberalen Flügels gegenüber Radio SRF. «Mattea Meyer und Cédric Wermuth sind sehr links, sehr fundamentalistisch unterwegs.»

«Wermuth nimmt immer sehr viel Raum ein»

In der «Wochenzeitung» kontert Wermuth die Kritik: Flügelkämpfe seien bloss eine Mediengeschichte. Vielmehr wolle er gemeinsam mit Meyer «alle mitnehmen, die das wollen und Teil dieser sozialdemokratischen Familie sind. Die Familie ist breit, und wir fühlen uns als Vertreterin und Vertreter dieser Breite».

Befürchtet wird parteiintern aber auch, dass Meyer im Schatten von Wermuth stehen könnte. «Herr Wermuth nimmt immer sehr viel Raum ein. Das ist sein Naturell», gibt Feri zu bedenken. «Da muss Mattea Meyer ihren Platz vielleicht noch finden und den berechtigten Anspruch geltend machen.»

SP Frauen wollen keinen Mann akzeptieren

Auch diesen Vorwurf will das Spitzen-Duo nicht gelten lassen: Sie könne sich durchaus Gehör verschaffen, betont Meyer. «Ich weiss, wofür ich stehe und weshalb ich Co-Präsidentin der SP Schweiz werden möchte.»

Widerstand droht Wermuth zudem von den SP-Frauen. An ihrer nationalen Versammlung von Mitte November hatten diese unmissverständlich klargemacht: Nach über einem Jahrzehnt der Männerherrschaft soll nun auf jeden Fall eine Frau das SP-Ruder übernehmen.

Auch gemischtes Co-Präsidium wird abgelehnt

Auch ein gemischtes Co-Präsidium wollen die SP Frauen nicht akzeptieren. Nun seien die Frauen am Zug. Basta! «An die Männer: Bitte lasst Frauen den Vortritt – und gerade wenn ich euch als Feministen sehe, dann setzt das auch um und stellt Frauen an die Spitze der SP», forderte die Mitgliederversammlung.

Meyer und Wermuth sind bis heute die Einzigen, die sich offen fürs SP-Präsidium in Stellung gebracht haben. Wermuth dürfte von Anfang an klar gewesen sein, dass eine alleinige Männerkandidatur chancenlos ist.

Roth, Marti und Seiler Graf

Vor dem gleichen Problem steht der Walliser Nationalrat Mathias Reynard (32), der ebenfalls mit einer Kandidatur für ein gemischtes Co-Präsidium liebäugelt. In Frage kämen etwa die Nationalrätinnen Franziska Roth (53, SO) oder Priska Seiler Graf (51, ZH). Mittlerweile abgesagt hat dagegen die Zürcherin Céline Widmer (41).

Ebenfalls nicht kandidieren wollen Flavia Wasserfallen (40, BE), Nadine Masshardt (35, BE) sowie Barbara Gysi (55, SG). Gleiches gilt für die Zürcher Nationalrätin Jacqueline Badran (58) und ihre Aargauer Ratskollegin Gabriela Suter (47).

Noch nicht entschieden haben sich dagegen Roth und Seiler Graf. Auch die Zürcher Nationalrätin Min Li Marti (45) möchte sich noch nicht in die Karten schauen lassen.

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