Yvonne Feri kritisiert Cédric Wermuth
Gender-Krach bei den Genossen

Nach der Nominierung des Ex-Juso-Chefs für den Ständerat sieht die Nationalrätin die Glaubwürdigkeit der SP in Gefahr.
Publiziert: 07.10.2018 um 19:28 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2018 um 16:38 Uhr
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Sie wollte für den Ständerat ins Rennen gehen, hatte bei der Nomination aber das Nachsehen: Yvonne Feri.
Foto: Thomas Meier
Simon Marti und Marcel Odermatt

Zum Schluss war es eine klare Angelegenheit: Die Delegierten der Aargauer SP kürten vergangene Woche Nationalrat Cé­dric Wermuth (32) zum Ständeratskandidaten, Nationalrätin Yvonne Feri (52) hatte das Nachsehen.

Der Ex-Juso-Chef macht sich nun auf, den Sitz der abtretenden Pascale Bruderer (41) für die SP zu verteidigen. In seinem bürgerlich geprägten Heimatkanton ist das keine leichte Aufgabe. Und doch will die Kritik daran nicht verstummen, dass just im «Frauenjahr» der Sozialdemokraten, für das sich die Genossen eine gerechtere Vertretung der Geschlechter in der Politik auf die Fahne geschrieben hatten, ein Mann das Rennen machte.

Die Frauenfrage spielt eine Rolle

Ihr gehe es nicht darum, Wermuths Nominierung infrage zu stellen, so Feri auf Anfrage. «Cé­dric mobilisiert unsere Basis mit enormer Energie und Kraft und ist rhetorisch wie auch kommunikativ stärker als ich.» Sie habe kein Problem mit seiner Kandidatur. «Ich hoffe, dass er gewählt wird.» Es störe sie aber, «dass er so tut, als ob es keine Rolle mehr spielt, ob Frauen oder Männer in ein Amt gewählt werden».

Wermuth hatte nach seiner Nominierung gegenüber Radio SRF erklärt, es sei nun seine Aufgabe, feministische Anliegen in den Wahlkampf einzubringen. Dazu Feri: «Auch wenn er sagt, er sei Feminist, Tatsache bleibt: Frauen haben andere Biografien, Lebensrealitäten und Bedürfnisse. Das kann auch ein linker Mann nicht wegdiskutieren.»

Umso wichtiger sei es, dass Frauen ausreichend politisch vertreten seien. Die SP habe mit gutem Grund ein Frauenjahr ausgerufen, fährt Feri fort. «Wenn man aber bei der ersten Gelegenheit die gleichen Argumente dazu benutzt, das Gegenteil zu tun, verlieren wir an Glaubwürdigkeit.»

Wermuth wiederum betont: «Es ist absolut richtig, dass Frauen eine spezifische Lebenserfahrung haben. Diese Perspektive können Männer nicht ersetzen.» In diesem Punkt gebe es keine Differenz zu Feri. Ihm sei es wichtig, dass sich die Männer endlich auch für Gleichstellungspolitik interessierten. «Aber das heisst ja nicht, dass ich selber nicht mehr für politische Ämter kandidiere.»

Alle Kandidaten kritisch betrachten

Der Unterlegenen geht es derweil um mehr als die Aargauer Nomination. Feri blickt mit Sorge auf den Kongress des Gewerkschaftsbundes (SGB) Ende November: Dann tritt SP-Nationalrätin Barbara Gysi (54) gegen den Waadtländer Staatsrat Pierre-Yves Maillard (50, SP) für die Nachfolge von SGB-Präsident Paul Rechsteiner (66) an.

«Ich kann nur hoffen, dass Barbara Gysi bei den Gewerkschaften eine faire Chance erhält», betont Feri und mahnt ihre Partei bei den anstehenden Bundesratswahlen zur Vorsicht, Kandidaturen von Frauen und Männern seien gleichermassen kritisch zu behandeln. «Schon jetzt höre ich von meinen männlichen Parteikollegen, welche möglichen Bundesratskandidatinnen aus diesem oder jenem Grund nicht wählbar sind.» Über mögliche männliche Magistraten höre sie nichts dergleichen.

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