Fast sechs Millionen Franken gibt der Bund jedes Jahr aus, um Schweizer Fleisch zu bewerben. Das Geld fliesst als sogenannte Absatzförderung an den Verband Proviande, der damit TV-Spots und Anzeigen schaltet.
Umweltschutzorganisationen kritisieren den Bund schon lange für diese Subventionen. Nun geht das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) über die Bücher. Der Bundesrat hat diese Woche eine neue Klimastrategie für die Landwirtschaft und die Ernährung vorgestellt. Eine der präsentierten Massnahmen betrifft die Werbung für Fleisch, Milch und andere tierische Produkte.
Massnahmenplan sieht weniger Geld vor
Weil die Herstellung pflanzlicher Lebensmittel die Umwelt «in der Regel» weniger stark belastet als die Herstellung tierischer Produkte, sollen künftig mehr Steuergelder in die Bewerbung von Gemüse, Obst, Getreide oder beispielsweise Kartoffeln fliessen. Die Absatzförderung für tierische Produkte soll hingegen «angepasst» werden – was so viel heissen dürfte wie: Es werden Subventionen gestrichen. 2022 unterstützte der Bund Werbemassnahmen für tierische Produkte mit rund 7,4 Millionen Franken und jene für pflanzliche Produkte – Wein und Zierpflanzen ausgenommen – mit 4,6 Millionen Franken.
Beef um Fleisch-Werbung
Ausserdem will der Bund die Auflagen für die Werbung von Fleisch oder Milch verschärfen. Es sollen «strengere Auflagen für staatlich subventionierte Werbe-Aussagen gelten», heisst es im Massnahmenplan. Was genau darunter zu verstehen ist, lässt der Bund auf Nachfrage offen. «Zum aktuellen Zeitpunkt ist nicht bekannt, wie die Vorschläge konkret aussehen werden», teilt das BLW auf Nachfrage mit.
Ende Jahr soll eine Studie vorliegen, die untersucht, inwiefern die Subventionen für Fleisch- und Milchwerbung den Klimazielen zuwiderlaufen. Hat die Werbung wirklich nur den Effekt, dass mehr inländisches statt ausländisches Fleisch gekauft wird, wie das die Fleischbranche betont? Oder führt sie dazu, dass insgesamt mehr Fleisch konsumiert wird, wovon die Gegner der Subventionen überzeugt sind? Vorschläge, wie das heutige System angepasst werden soll, will das BLW dem Bundesrat bis Mitte nächsten Jahres vorlegen.
SVP-Egger wehrt sich
Greenpeace und andere Organisationen haben bei der Lauterkeitskommission schon mehrfach Beschwerde eingereicht gegen die staatlich subventionierte Fleischwerbung. Aus ihrer Sicht hat die Werbeidylle oftmals nur wenig mit der Realität im Stall zu tun. 2018 wurde einer Beschwerde teilweise stattgegeben: Die Werbung für Pouletfleisch sei «zumindest irreführend».
Angesprochen auf die Pläne des Bundes, die Absatzförderung anders aufzustellen, teilt Greenpeace mit, dass man die grundsätzliche Stossrichtung befürworte. «Die Massnahmen müssen aber insgesamt deutlich ambitionierter sein», wolle man das Ziel nachhaltiger Konsummuster «in nützlicher Frist» erreichen.
Nicht zu wenig, sondern im Gegenteil viel zu weit gehen die Pläne des Bundes aus Sicht von SVP-Nationalrat Mike Egger (31). Anders als die Ernährungsexperten in Bern findet der gelernte Metzger nicht, dass die Schweizerinnen und Schweizer heute im Schnitt zu viel Fleisch essen. «Unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit wird Fleisch in ein schlechtes Licht gerückt», sagt er. Schliesslich mache der Fleischkonsum im Schnitt nur wenige Prozent des CO2-Fussabdrucks einer Person aus. Er werde sich deswegen gegen «die staatliche Menüplanung des Bundes» wehren.